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Der österreichische Möbel-Multi XXXLutz wollte Märki kaufen
Pfister war nur zweite Wahl

Bereits vor zwei Jahren buhlte XXXLutz um die Gunst eines Schweizer Möbelhändlers. Die Österreicher blitzten aber ab. Und kauften in der Folge die Pfister-Gruppe.
Publiziert: 24.11.2019 um 23:11 Uhr
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Aktualisiert: 30.07.2020 um 13:35 Uhr
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Der Verkauf von Möbel Pfister kam unerwartet.
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Marc Iseli

Die Nachricht kam unerwartet. Im Oktober erklärte der österreichische Gigant XXXLutz, dass er das Schweizer Traditionshaus Möbel Pfister kauft. Dazu gehören die Marken Hubacher, Egger und Svoboda. Möbel Pfister war hinter Ikea die Nummer zwei des Markts.

Wenn so ein Verkauf ansteht, kommt es im Vorfeld oft zu Indiskretionen – in diesem Fall aber nicht. Kein Gerücht machte die Runde. Niemand ahnte, dass der Paukenschlag bevorsteht. Selbst Brancheninsider waren verblüfft.

Dabei war Pfister nur zweite Wahl. Das zeigen BLICK-Recherchen. Im Herbst 2017 bemühten sich die Österreicher bereits um Möbel Märki. Der Familienbetrieb ist mit neun Filialen das zweitgrösste Fachgeschäft in der Deutschschweiz. Die Pfister-Gruppe ist direkter Konkurrent.

Treffen im Büro von Märki

Geschäftsführer Roger Märki (60) bestätigt: «Vor zwei Jahren wollte XXXLutz meine Firma kaufen.» Ein Vertreter der Österreicher war im Büro des Unternehmers in zweiter Generation. Vier weitere XXXLutz-Angestellte scannten eine Märki-Filiale. Sie trugen Fotoapparate bei sich und dokumentierten das Sortiment.

«Die Österreicher liessen ihren Charme spielen», sagt Märki zu BLICK. «Aber mein Unternehmen ist unverkäuflich.» Märki liess sich nicht einmal ein Angebot vorlegen. Er offerierte einen Kaffee. Die Österreicher würden sagen: einen grossen Braunen. Dann folgte die Absage.

Der Zeitpunkt ist brisant. Im Herbst 2017 verkündete Pfister-Präsident Rudolf Obrecht (58) in einem Interview, dass sein Unternehmen nicht zum Verkauf steht. «In unserer Stiftungsurkunde heisst es klipp und klar, dass wir nicht verkäuflich sind», hiess es damals. «Unmöglich, selbst wenn wir wollten! Wir haben das Erbe von Fritz Gottlieb Pfister zu vollziehen. De facto gehört die Firma den Mitarbeitenden.»

Stiftungszweck von Pfister geändert

Nur zwei Jahre später ist alles anders. Die Verantwortlichen der Pfister-Gruppe änderten kurzerhand den Stiftungszweck. Ein Erbrechtsspezialist der Universität Luzern bestätigte, dass dies rechtens sei.

Nun war ein Verkauf plötzlich möglich. Und die Lutz-Gruppe schnappte sich den grössten Fachhändler der Schweiz – statt den zweitgrössten.

XXXLutz will sich nicht zu den Recherchen äussern. «Wir bitten um Verständnis, dass wir zu solchen Gerüchten generell keine Stellungnahme abgeben», sagt Marketingleiter Thomas Saliger (53).

Werbeoffensive von Märki

Zurück bleibt Märki. Ohne Reue. Der Unternehmer hat vor zehn Jahren bereits ein Kaufangebot von Pfister abgelehnt. Märki will eigenständig bleiben. Jetzt erst recht. Er betont die Swissness der Firma. Das Unternehmen ist nun der grösste Schweizer Player im hiesigen Fachmarkt.

Märki erfuhr um 7 Uhr morgens vom Donnerschlag in der Möbelwelt. Eine Stunde, bevor die Öffentlichkeit Kenntnis davon hatte, dass Pfister in österreichische Hände geht. Der Informationsvorsprung ist einer Indiskretion eines Pfister-Angestellten geschuldet.

Der Unternehmer reagierte sofort. Er buchte jeweils einen Werbebalken auf den Titelseiten diverser Tageszeitungen. Für vier Wochen. «Seither läuft das Geschäft besser», sagt Märki.

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