Bei Werner Locher (66) aus Bonstetten ZH ist gar nichts mehr in Butter. «Es ist wirklich zum Davonlaufen», klagt der Milchbauer. Per 1. September öffnet die Schweiz erneut die Importschleusen für Butter: 1800 Tonnen aus dem Ausland können eingeführt werden. Bereits im Juni gab das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) grünes Licht für Importe in dieser Grössenordnung.
Laut BLW befinden sich derzeit rund 400 Tonnen in den Butterlagern. Üblich sind 4000 bis 5000 Tonnen um diese Jahreszeit. Die Gründe für den Butternotstand sind vielfältig. Zum Beispiel eine erhöhte Nachfrage bei gleichzeitig unterdurchschnittlicher Butterproduktion. Die Milchverarbeiter verdienen anderswo besser. Derzeit erhalten sie mehr Geld für Käse auf dem Markt.
Schweiz hat genug Milch für Butter
Locher und seine Berufskollegen stören sich daran. Da werde Butter in rauen Mengen importiert, weil hierzulande zu wenig davon produziert wird. «Die Schweiz hätte eigentlich genug Milch, um den Butterbedarf zu decken.» Kein Abnehmer sei aber bereit, den Bauern mehr für ihre Milch zu zahlen.
Unbegreiflich ist für den Milchbauern, dass trotz des Notstands Grossverteiler immer noch Aktionen mit Schweizer Butter machten. Tatsächlich greifen Coop und Migros zuletzt wieder zum Rotstift in den Supermärkten. «Wir haben ein Aktionsangebot auf Schweizer Butter im Multipack», bestätigt ein Sprecher von Coop.
Butter in Aktion – trotz Knappheit
Auch bei Migros gab es Butter zu Schnäppchenpreisen – trotz Knappheit. Die Begründung des Sprechers: «Die Migros möchte ihren Kundinnen und Kunden zu jeder Zeit ein attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis anbieten.»
Die Dorfladen-Kette Volg, die zur Bauerngenossenschaft Fenaco gehört, macht auch mit. Auch hier ist Schweizer Butter in Aktion. «Mit ausländischem Butter sind aber keine Aktionen geplant», so eine Sprecherin.
Das löst Kopfschütteln bei Reto Burkhardt vom Verband Swissmilk aus. «Bei den Schweizer Milchbauern stossen die permanenten Preis-Aktionen bei Butter in einer Phase von Unterversorgung und Importen auf breites Unverständnis», erklärt der Sprecher auf Anfrage.
Keine Schleuderpreise für Schweizer Milchprodukte
Sein Verband fordert, die Butter und andere Milchprodukte nicht zu Schleuderpreisen zu verkaufen. Die Produkte seien wertvolle Erzeugnisse aus Schweizer Milch, die eine höhere Wertschätzung verdient haben.
Dem kann Bauer Hans Egli (55) aus Steinmaur ZH nur beipflichten. Zusammen mit seiner Frau hält er Milchkühe auf seinem Hof, betreibt eine Bäckerei und verkauft Produkte im eigenen Laden.
Egli könnte die billigere Import-Butter leicht in seinen Backwaren verarbeiten und damit Geld sparen. Das geht aber gegen sein Prinzip der regionalen Produktion, wie er sagt. «Wenn ich da jetzt heimlich die billigere Import-Butter verarbeiten würde, empfinde ich das gegenüber meinen Kunden als Etikettenschwindel.»
In seinem Hofladen gibts darum Gipfeli und Zopf ausschliesslich mit heimischer Butter. Obwohl der dafür im Einkauf seit neustem sogar einen Knappheits-Zuschlag in der Höhe von fünf Prozent entrichten muss.