Hier feiert das Swiss-Post-Solutions-Kader in Vietnam
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Kader-Party in Vietnam:Hier feiert das Swiss-Post-Solutions-Kader in Vietnam

103 Kader, Bootsfahrt, mondäne Schluss-Veranstaltung
Jetzt legt die Post alles zum Vietnam-Trip auf den Tisch

Also doch: Die Post bestätigt die Angaben von BLICK, wonach das Kadertreffen der SPS-Spitze in Ho-Chi-Minh-Stadt 200'000 Franken gekostet hat. Der Staatsbetrieb bedauert es, nicht vorher transparent über die Reise informiert zu haben.
Publiziert: 31.01.2019 um 23:31 Uhr
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Aktualisiert: 01.02.2019 um 18:39 Uhr
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Auf Einladung von SPS-Chef Jörg Vollmer: Über 100 Post-Kader reisten nach Vietnam.
Foto: Guenter Bolzern, www.bolzern.tv
Dominique Rais, Sven Zaugg

Von gut schweizerischer Bescheidenheit keine Spur. Seit BLICK die pikante Reise vom 21. bis 22. Januar von über 100 Kadern der Post-Tochter Swiss Post Solutions (SPS) in die südvietnamesische Wirtschaftsmetropole Ho-Chi-Minh-Stadt publik gemacht hat, hagelt es Kritik: Besonders von den eigenen Angestellten, aber auch von der Politik. Die Post lasse die nötige Sensibilität vermissen.

Denn während die Angestellten um höhere Löhne kämpfen, jetten der interimistische Konzernchef Ulrich Hurni (59), SPS-Chef Jörg Vollmer (59) und seine Kader nach Vietnam – auf Firmenkosten! Da machen viele die Faust im Sack. 

Doch jetzt macht die Post reinen Tisch. Nach den Recherchen von BLICK legt der Staatskonzern die Details des Trips offen. Der gelbe Riese bestätigt die BLICK-Zahlen. Das Stelldichein in Ho-Chi-Minh-Stadt hat rund 200'000 Franken gekostet.

Mehr als zwei Drittel der Kader reisten aus Europa an

Gemäss Angaben der Post sind 103 Kader der Einladung von SPS-Chef Vollmer gefolgt. Mehr als 70 Manager der Post-Tochter reisten am Sonntag, dem 20. Januar, aus der Schweiz, Deutschland, England, Frankreich, Österreich und den Niederlanden nach Ho-Chi-Minh-Stadt. Alleine aus der Schweiz packten 36 Personen die Koffer und flogen 10'000 Kilometer weit nach Vietnam. Das zeigt: Mehr als zwei Drittel der Teilnehmer stammten aus Europa.

Das relativiert die ursprüngliche Aussage der Post, die Mehrheit der Mitarbeitenden arbeite verteilt rund um den Globus. Offenbar sind die Kader in Europa konzentriert.

In einem Faktenblatt macht die Post transparent, dass elf Kader des SPS-Managements samt Vollmer sowie Interims-Post-Chef Hurni Business-Class flogen. Vollmer und SPS-Manager Stefan Wüthrich reisten bereits am 17. Januar mit einem Edelweiss-Direktflug nach Ho-Chi-Minh-Stadt, um geschäftliche Termine wahrzunehmen.

Business-Class-Tickets für 36'000 Franken

Die Kosten des Meetings beziffert die Post auf 100'000 Franken – wobei die Reisekosten nicht inbegriffen sind. Diese dürften nochmals einen ebenso hohen Betrag ausmachen. Alleine die Reisekosten für die 91 Manager, die mit Economy eingeflogen wurden, belaufen sich auf 63'700 Franken. Hinzu kommen geschätzte 36'000 Franken für die Business-Flüge der zwölf Top-Kader. Macht unter dem Strich rund 200'000 Franken. 

Logiert hat das gesamte Kader im Pullman Saigon Centre im Herzen der Wirtschaftsmetropole. Bei 93 der insgesamt 103 Teilnehmer gingen drei Übernachtungen à 103 Franken inklusive Frühstück auf Firmenkosten. Da Vollmer und Wüthrich bereits früher anreisten, wurden ihnen die zusätzlichen Übernachtungen ebenfalls erstattet, so die Post. Für das zweitägige Leadership Meeting nutzte das Kader die örtlichen Räumlichkeiten der SPS.

Rauschendes Fest über den Dächern von Ho-Chi-Minh-Stadt

Am Montag, 21. Januar, traf sich das Kader auf dem Dinner-Schiff Bonsai River Cruise zum gemeinsamen Abendessen auf dem Saigon River. Dauer: zweieinhalb Stunden. Kosten: 60 Franken pro Person – inklusive Getränken. «Es gab kein üppiges Rahmenprogramm, sondern ein gemeinsames Essen», betont die Post. Ganz anders jedoch tags darauf.

SPS-Chef Vollmer lud hoch über den Dächern von Ho-Chi-Minh-Stadt zu einem rauschenden Fest. Für die Kader-Party wurde eine komplette Etage des dreistöckigen Edel-Clubs Sohy auf dem Dach des Centec Towers gemietet. 135 Franken pro Person hat der Abend samt Dinner gekostet. Nebst Abendessen wurden an einer firmeninternen Award-Verleihung die Kader gefeiert. Für das Unterhaltungsprogramm liess Vollmer weitere 5000 Franken springen. Die Party wird auf der Spesenabrechnung mit 18’905 Franken veranschlagt.

Weshalb die Post nicht schon eher reinen Tisch gemacht hat, bleibt schleierhaft. «Wir bedauern, nicht alle Fakten auf dem Tisch gehabt zu haben. Auch wir lernen nie aus», sagt Post-Sprecherin Léa Wertheimer zu BLICK.

Schweizer Kongresshotels können preislich mithalten

Gegen 100 Kaderleute hat die Posttochter Swiss Post Solutions (SPS) nach Vietnam eingeladen. Die Schweizer Teilnehmer sind 10'000 Kilometer weit geflogen. «Das macht überhaupt keinen Sinn», sagt Dominik Leonhardt (61), Dozent für Eventmanagement an der Fachhochschule HWZ Zürich.

Verursacht ein Meeting auf Schweizer Boden höhere Kosten als das der Post in Vietnam? Dem sei nicht so. «Wir können in der Schweiz preislich absolut mithalten. Wir haben viele Hotels, welche problemlos Kongresse für 100 Personen ausrichten können», sagt er. Zudem würde es in Deutschland oder in Österreich weitere Möglichkeiten geben.

215 Franken für eine Übernachtung

Silas Spaar, Verkaufsdirektor des Hotels Astoria in Luzern, hat für BLICK eine konkrete Offerte ausgearbeitet. Vergleichbar mit dem Arrangement der SPS in Ho Chi Minh City. Für einen Kongress mit 100 Teilnehmern. Für die Nacht im 4-Sterne-Haus berechnet er hierfür 215 Franken im Doppelzimmer zur Einzelnutzung, Frühstück inklusive.

Die Nutzung der Seminarinfrastruktur stellt das Astoria mit 115 Franken pro Teilnehmer in Rechnung. Dafür gibts zwei Kaffeepausen und einen Lunch. Ein 3-Gänge-Menü kostet 75 Franken, alkoholfreie Getränke und ein Glas Wein 20 Franken. Der Aufenthalt pro Person kostet 425 Franken, für 100 Personen zahlt der Kunde 42'500 Franken.

4-Gänger am Abend für 86 Franken

Mit 48'600 Franken ist das Gesamtpaket im Hotel Intercontinental in Davos GR etwas teurer als jenes aus der Innerschweiz. Das Doppelzimmer zur Einzelnutzung kostet im Winter ab 270 Franken, die Seminar-Tagespauschale pro Person 83 Franken. Der Zuschlag für ein 3-Gänge-Mittagessen beträgt im «goldenen Ei» 47 Franken. Das 4-Gänge-Abendessen wird im 5-Sterne-Haus für 86 Franken serviert.

Am günstigsten offeriert das Hotel Hilton Zürich Airport (4 Sterne) einen Kongress mit 100 Teilnehmern. 42'000 Franken kostet das Package bestehend aus Zimmer mit Frühstück (230 Franken), Seminarpauschale inklusive Lunch und zwei Kaffeepausen (120 Franken) und einem Dinner mit Getränken für 70 Franken. Patrik Berger

Gegen 100 Kaderleute hat die Posttochter Swiss Post Solutions (SPS) nach Vietnam eingeladen. Die Schweizer Teilnehmer sind 10'000 Kilometer weit geflogen. «Das macht überhaupt keinen Sinn», sagt Dominik Leonhardt (61), Dozent für Eventmanagement an der Fachhochschule HWZ Zürich.

Verursacht ein Meeting auf Schweizer Boden höhere Kosten als das der Post in Vietnam? Dem sei nicht so. «Wir können in der Schweiz preislich absolut mithalten. Wir haben viele Hotels, welche problemlos Kongresse für 100 Personen ausrichten können», sagt er. Zudem würde es in Deutschland oder in Österreich weitere Möglichkeiten geben.

215 Franken für eine Übernachtung

Silas Spaar, Verkaufsdirektor des Hotels Astoria in Luzern, hat für BLICK eine konkrete Offerte ausgearbeitet. Vergleichbar mit dem Arrangement der SPS in Ho Chi Minh City. Für einen Kongress mit 100 Teilnehmern. Für die Nacht im 4-Sterne-Haus berechnet er hierfür 215 Franken im Doppelzimmer zur Einzelnutzung, Frühstück inklusive.

Die Nutzung der Seminarinfrastruktur stellt das Astoria mit 115 Franken pro Teilnehmer in Rechnung. Dafür gibts zwei Kaffeepausen und einen Lunch. Ein 3-Gänge-Menü kostet 75 Franken, alkoholfreie Getränke und ein Glas Wein 20 Franken. Der Aufenthalt pro Person kostet 425 Franken, für 100 Personen zahlt der Kunde 42'500 Franken.

4-Gänger am Abend für 86 Franken

Mit 48'600 Franken ist das Gesamtpaket im Hotel Intercontinental in Davos GR etwas teurer als jenes aus der Innerschweiz. Das Doppelzimmer zur Einzelnutzung kostet im Winter ab 270 Franken, die Seminar-Tagespauschale pro Person 83 Franken. Der Zuschlag für ein 3-Gänge-Mittagessen beträgt im «goldenen Ei» 47 Franken. Das 4-Gänge-Abendessen wird im 5-Sterne-Haus für 86 Franken serviert.

Am günstigsten offeriert das Hotel Hilton Zürich Airport (4 Sterne) einen Kongress mit 100 Teilnehmern. 42'000 Franken kostet das Package bestehend aus Zimmer mit Frühstück (230 Franken), Seminarpauschale inklusive Lunch und zwei Kaffeepausen (120 Franken) und einem Dinner mit Getränken für 70 Franken. Patrik Berger

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