«Das ist ein handfester Skandal», wettert Ueli Giezendanner (65), als BLICK ihn in Mexiko erreicht. Trotz Ferien und Zeitunterschied ist der Aargauer SVP-Nationalrat voll auf dem Laufenden über die Luxusreise der Manager der Swiss Post Solutions (SPS). «Meinen die wirklich, dass eine solche Reise nach dem Postauto-Beschiss in Ordnung ist?», so der Aargauer SVP-Nationalrat.
Tatsächlich war das vergangene Jahr für den gelben Riesen ein einziges Debakel, nachdem im Februar 2018 aufgeflogen war, dass Postauto während Jahrzehnten Millionen von Subventionen ertrickst hatte (BLICK berichtete).
Post-Präsident Schwaller in der Verantwortung
Nun 200'000 Franken oder mehr auszugeben, damit sich 100 SPS-Kader im südvietnamesischen Ho-Chi-Minh-Stadt Galadîners schmecken lassen, sei einfach «daneben», so Giezendanner.
Er fragt sich, wie Post-Präsident Urs Schwaller (66) eine solche Luxusreise habe durchgehen lassen können. «Ein Verwaltungsrat ist auch ein Aufsichtsrat», sagt er. Aber offensichtlich sei der Verwaltungsrat mit dieser Kontrollfunktion überfordert.
Reise sei «unsensibel»
Weniger hart geht SP-Nationalrätin Edith Graf-Litscher (54) mit der Post ins Gericht. Sicher sei die Reise nach Vietnam «unsensibel» gewesen, so die Präsidentin der für die Post zuständigen Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen (KVF).
«Aber man darf auch nicht vergessen, dass SPS weltweit tätig ist und ja einen Sitz in Vietnam hat. Da ist es auch legitim, dort einmal einen solchen Anlass durchzuführen», findet die Thurgauerin.
«Das ist Geldverschwendung»
Auch CVP-Nationalrat Martin Candinas (38) mag nicht von einem Skandal sprechen. Der Bündner findet, die Reise sei «äussert unsensibel» gewesen – «auch wenn die Kosten nicht höher ausfielen als sonst».
Ein Argument, das Giezendanner nicht gelten lässt. Es gehe ihm nicht darum, wohin das Geld für Flüge, Hotel und Event geflossen sei. Ihn stört die «Geldverschwendung» an sich. «Private Unternehmen müssen derzeit den Gürtel enger schnallen», sagt der Transportunternehmer. «Nur die staatliche Post kann Geld aus dem Fenster werfen», ärgert er sich.
Candinas fordert: Switzerland first!
Candinas wiederum stösst ein anderer Punkt sauer auf. «Warum nutzt die Swiss Post Solutions die Gelegenheit solcher Anlässe nicht, um ihren Kadermitarbeitern aus der ganzen Welt die Schönheiten der Schweiz zu zeigen?», fragt er. Das Tourismusland Schweiz habe Top-Hotels in tollen Landschaften.
«Statt Entwicklungshilfe in Vietnam zu machen, hätte die Post mit diesem Anlass etwas zurückgeben können – an die Schweiz», findet der Bündner. «Gerade für ein Service-public-Unternehmen, das zu 100 Prozent dem Bund gehört, wäre das angezeigt gewesen.»