Hat die Post aus dem Schlamassel der letzten zwölf Monate nichts gelernt? Noch unverdaut ist der Postauto-Skandal, den BLICK im vergangenen Jahr aufdeckte. Dann Postfinance. Die Finanztochter streicht bis zu 500 Vollzeitstellen bis Ende 2020, wie sie im Juni ankündigte. Schliesslich kam im September ans Licht, dass Chauffeure auch noch ausgepresst wurden, wie Postauto-Interims-Chef Thomas Baur zugeben musste. Und: Im ganzen Land gehen Poststellen zu. Dass das notwendig ist, muss die Post der Bevölkerung erst einmal verständlich machen. Auch keine einfache Aufgabe.
Vor diesem Hintergrund leuchtet nicht ein, dass der gelbe Riese im eigenen Konzern nicht näher hinschaut. Dass sich die gut 100 Kader der Tochter SPS samt Post-Chef Ulrich Hurni einen Ausflug ins ferne Vietnam gönnen, geht in diesen Zeiten einfach nicht. Die Kosten tragen nicht die Kader, der Staatsbetrieb zahlt.
Klar können Kadertreffen weit weg von der Schweiz Sinn machen, wenn die Mehrheit der Beschäftigten dort auch arbeitet. Im Fall der SPS befindet sich die Mehrheit der Niederlassungen und Angestellten jedoch nicht in Asien, sondern in Europa und allenfalls noch in den USA. Warum ging der Trip wie in den letzten Jahren nicht wieder nach Deutschland oder in die Schweiz?
Der SPS-Ausflug nach Vietnam ist exotisch, teuer und vor allem eines: eine herbe Enttäuschung und Provokation für alle, die geglaubt haben, die Post hätte aus der jüngsten Vergangenheit endlich ihre Lehren gezogen.