Mit der Natur kann man nicht verhandeln. Diese Lektion musste ein Bergsteiger-Trio aus Tschechien am vergangenen Wochenende auf die harte Tour lernen. Bei schlechtem Wetter wollten die Männer den Grossglockner in Österreich besteigen und mussten prompt Hilfe holen. Allerdings hat der Einsatz der Retter seinen Preis. Die Rechnung müssen nun die Tschechen zahlen, wie die «tz» berichtet. Kostenpunkt: 21'000 Euro, umgerechnet 19'600 Franken.
Am Samstag hatten sich die zwei Zwillingsbrüder (40) und ihr Kumpel (57) auf den Weg gemacht, um den 3798 Meter hohen Berg zu besteigen. Wie sehr die drei Männer ihr Können überschätzten, kann man auch daran festmachen, dass sie eine neue Aufstiegsroute wählten.
Bergungsflug musste abgebrochen werden
Am Lucknerhaus bei Kals im österreichischen Bezirk Lienz auf 1920 Meter Höhe begannen sie morgens ihre Tour zum Gipfel trotz schlechten Wetters. Bei Schneefall und starken Windböen kletterten die Unbelehrbaren eine Rinne der Südflanke hoch. Auf etwa 3200 Meter kamen sie jedoch nicht weiter – und setzten gegen 22.45 Uhr einen Notruf ab.
Dem Bericht zufolge startete daraufhin eine 15-stündige Rettungsaktion, an der die Bergrettung und die Alpinpolizei beteiligt waren. Die Nacht verbrachten die Bergsteiger im Freien. Unter widrigsten Bedingungen gelang es der Rettungscrew schliesslich, das Trio aus ihrer misslichen Lage zu befreien.
Die Bergsteiger wurden zur Erzherzog-Johann-Hütte (3454 Meter) gebracht. Von dort ging es zu Fuss weiter ins Tal. Ein Bergungsflug eines Polizeihelikopters war zuvor aufgrund eines starken Schneesturms abgebrochen worden.
5500 Euro für Helikopter-Einsatz
Peter Trembler, Leiter der örtlichen Bergrettungsstation, bezeichnete den Plan der Bergsteiger als «Irrwitz». «Wenn ich merke, dass ich in Schwierigkeiten gerate, kehre ich um und versuche nicht, mein Gipfelprojekt mit Gewalt durchzuziehen», ärgerte er sich gegenüber der «tz».
Möglicherweise sorgt die teure Rechnung für die Rettung für ein Umdenken bei den Tschechen. 16'000 Euro stellte die Bergrettung in Rechnung, 5500 Euro müssen sie obendrein für den Helikopter-Einsatz blechen, falls sie keine Versicherung haben und laut Polizei grobe Fahrlässigkeit vorliegt. Im Zweifelsfall entscheidet darüber ein Gericht.
So teuer ist eine Rettung durch die Rega
Wie werden solche Fälle in der Schweiz gehandhabt? Blick hat bei der Rega nachgefragt.
Grundsätzlich bezahlen in der Schweiz die Geretteten, respektive ihre Versicherungen, die entstandenen Kosten. Ihren Gönnern kann die Rega die Kosten in Fällen erlassen, in denen keine Versicherung aufkommen muss. Eine Rettung per Rega-Helikopter ist nicht billig. «Eine Helikopterrettung durch die Rega ohne zusätzliche Fachspezialisten wie zum Beispiel die Bergretter des Schweizer Alpen-Clubs (SAC) kostet im Schnitt rund 4500 Franken. Je nach Dauer des Einsatzes sowie zusätzlich benötigter Fachspezialisten und bodengebundener Einsatzkräfte können die Kosten, aber auch ein Vielfaches davon betragen», sagt Rega-Sprecherin Karin Zahner zu Blick.
Und wenn sich Bergsteiger bewusst in Gefahr begeben? «Die Rega rettet, sie richtet nicht. Warum jemand in eine Notsituation gerät, ist für die Rega unerheblich. Aber wir sind bereit, wenn wir gebraucht werden», macht Zahner deutlich. Sie stellt in den meisten Fällen einen verantwortungsvollen Umgang mit der Alarmnummer der Rega fest und rät dazu, lieber einmal zu viel als zu wenig zu alarmieren. Bei einem Notfall ist die Rega über die Alarmnummer 1414 oder die Rega-App erreichbar.