Ende 2019 brach das Coronavirus über die Welt herein. Von Wuhan in China verbreitete sich die Krankheit innert kürzester Zeit und sorgte für harte Massnahmen. Woher das Virus plötzlich kam, ist bislang nicht zu 100 Prozent geklärt. Forscher sind mit Hochdruck daran, den Ursprung herauszufinden. Der Verdacht, dass alles vom «Huanan Seafood Wholesale»-Markt in Wuhan ausgeht, stand von Anfang an im Zentrum. Allerdings gibt es auch andere Theorien.
Zum Beispiel behauptet die US-Bundespolizei FBI, dass die Pandemie «höchstwahrscheinlich» durch einen Zwischenfall in einem Labor im chinesischen Wuhan verursacht wurde. «Das FBI geht schon seit einiger Zeit davon aus, dass der Ursprung der Pandemie höchstwahrscheinlich ein möglicher Laborvorfall in Wuhan ist», sagte FBI-Direktor Christopher Wrayam (56) am 1. März dieses Jahres. Doch Belege dafür gibt es keine. Anders als beim Tiermarkt.
Ein Forschungsteam hat nun einen wichtigen Hinweis gefunden, der die These stützt, dass der Marderhund, der auf dem Markt in Wuhan gehandelt wurde, als Corona-Überträger fungierte. Eine Analyse von Gensequenzen, die auf dem Markt gesammelt wurden, zeigt, dass die Tiere Ende 2019 das Virus in sich trugen und möglicherweise auch ausschieden. Experten zufolge ist dies einer der bisher stärksten Belege dafür, dass die Pandemie begann, als Sars-CoV-2 von Tieren auf Menschen übersprang, und nicht durch einen Unfall von Wissenschaftlern, die mit Viren experimentierten, wie die Zeitschrift «The Atlantic» und die «New York Times» berichten.
«Bei weitem wahrscheinlichsten Herkunft»
Obwohl der Markt zu diesem Zeitpunkt, also Ende 2019, bereits geschlossen war, hatten die Tiere eine Vielzahl von Spuren hinterlassen – auf Wänden, Böden, Metallkäfigen und Transportwagen. Besonders auffällig war, dass nicht nur Spuren vom Corona-Virus, sondern auch das Erbgut des Marderhundes häufig nachgewiesen werden konnte. Ein eindeutiger Beweis für den Ursprung der Pandemie ist dies zwar nicht, aber ein wichtiger Hinweis. Denn: Bereits nach kurzer Zeit hatten Forscher schon Marderhunde im Verdacht. Schon vor der Pandemie war klar, dass sich die Tiere mit Coronaviren infizieren können. Von ihnen war auch die Sars-Pandemie in den Jahren 2002 und 2003 ausgegangen.
Damit ist zwar noch nicht bewiesen, dass Marderhunde die Überträger waren, allerdings ist bekannt, dass die Tiere sich mit dem Virus infizieren können. Tatsächlich wurde nachgewiesen, dass die Sars-Pandemie der Jahre 2002 und 2003 von ebendiesen Tieren ausging.
Der deutsche Virologe Christian Drosten (50) hatte Marderhunde und Zibetkatzen schon im September 2020 unter Verdacht. «Erfahrungsgemäss ist es so, dass die wirklich relevanten Sprünge der Viren von Art zu Art über Brückenwirte laufen, und diese Brückenwirte sind fast immer Nutztiere», sagte der Virologe zum «Tagesspiegel». Damit dürften die jüngsten Entdeckungen Drostens Hypothese stützen. Er sprach von der «bei weitem wahrscheinlichsten Herkunft». «Dies begründet sich aus dem Wissen über das erste Sars-Virus, wo es genauso war», ergänzt der Virologe. (lia)