Villa, Ferrari, Privatjet! Der Deutsche Simon C. (50) finanzierte sich in Luzern ein Luxus-Leben
Ein filmreifer Abzocker

Simon C. (50) soll seine Geschäftspartner mit illegalen Tricks um Millionen gebracht haben. Unter den Opfern ist sogar ein Landgraf.
Publiziert: 24.08.2020 um 23:15 Uhr
|
Aktualisiert: 13.09.2020 um 19:32 Uhr
1/6
Wertpapierhändler und Unternehmer Simon C. (50) wird gewerbsmässiger Betrug vorgeworfen.
Foto: SZ Photo
Anian Heierli

Die Anklage liest sich wie das Drehbuch zum Hollywood-Kassenschlager «The Wolf of Wall Street.» Mit dem Unterschied, dass sich diese Geschichte an der Luzerner Goldküste abgespielt hat.

Der Deutsche Simon C.* (50) steht heute vor dem Kriminalgericht. Die Vorwürfe gegen den selbst ernannten Wertpapierhändler sind massiv: mehrfacher gewerbsmässiger Betrug, Geldwäsche, Urkundenfälschung und Veruntreuung. Zwischen 2008 und 2014 soll er mit illegalen Tricks 9,3 Millionen Franken erwirtschaftet haben.

Adliger unter den Privatklägern

Die Staatsanwaltschaft fordert acht Jahre Gefängnis. Der mutmassliche Betrüger streitet sämtliche Delikte ab. Es gilt die Unschuldsvermutung. Zu den Geschädigten gehören mehrere Geschäftsführer, ein Autohersteller und ein Landgraf. Insgesamt wollen fünf Privatkläger ihr Geld wiedersehen.

Die Opfer sind unterschiedlich, doch die Masche von C. gleicht sich in allen Fällen. Er blendete seine Opfer, indem er ihnen den superreichen Geschäftsmann vorspielte. Später überredete er sie zur Geldanlage, behielt das Bare aber für sich und finanzierte damit seinen Lebensunterhalt.

Und dieser war luxuriös: Zusammen mit seiner Familie bewohnte er in Meggen LU eine Villa mit direktem Seeanstoss. Laut Akten betrug der Mietzins 14'400 Franken! Der Beschuldigte hatte zudem stets wechselnde Fahrzeuge: einen Rolls-Royce, Ferraris und einen Lamborghini.

Der Beschuldigte leaste sogar einen Privatjet

Damit nicht genug. Zwischenzeitlich leaste er sogar einen Privatjet. Seinem ersten Opfer – einem Unternehmer aus Deutschland – spendierte er im Jet einen Flug nach New York. Dieser wiederum deponierte beim Beschuldigten in mehreren Schritten 4,1 Millionen Franken. Er dachte zu einem Zins von 3,45 Prozent. Doch: Die «Investition» hat er bis heute nicht zurück.

Die Staatsanwaltschaft dazu: «Mit seinem Lügengebäude täuschte er dem Privatkläger vor, dass eine Rückzahlung des Geldes von ihm gewollt und ohne weiteres möglich war.» Auch ein deutscher Adliger fiel auf die hinterlistige Masche rein. Der Prinz verlor mit 4,2 Millionen Franken sogar noch etwas mehr.

Ihm versprach der Beschuldigte angeblich einen Zins von 6,5 Prozent. Das Perfide daran: Eine erste Investition zahlte er innert vereinbarter Frist mit Zinsen zurück. Von nun an tätigte der Adlige ohne Misstrauen weitere Geschäfte. Auch hier investierte C. das Geld wohl nicht wie vereinbart in Aktienkäufe. Er teilte die erhaltenen Beträge auf und überwies diese mehrfach auf diverse Familien- und Firmenkontos, womit er die Spuren verschleierte.

In Deutschland bereits rechtskräftig verurteilt

Recherchen zeigen: Den Luzerner Ermittlern ging ein grosser Fisch ins Netz. Der Angeklagte, der 2008 nach Meggen auswanderte, wurde in Deutschland wegen schwerer Wirtschaftsdelikte zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt. In einem weiteren Prozess wegen Anstiftung zur Untreue wurde er freigesprochen.

Mittlerweile hat der gebürtige Deutsche dem Kanton Luzern den Rücken gekehrt. Seine aktuelle Anschrift ist in Grossbritannien. An seiner Verhandlung wird er laut Gericht persönlich teilnehmen.

* Name geändert

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?