Im Fall des berüchtigten Bührle-Raubs von 2008 ist der Zürcher Justiz ein spektakulärer Coup gelungen. Verdeckte Ermittler gaben sich über Jahre als Porno-Unternehmer aus, um ein gestohlenes 100-Millionen-Gemälde aus den Fängen der serbischen Mafia zurückzuholen. Das berichtet SRF.
Die Geschichte beginnt 2008 beim grössten Kunstraub Europas. Damals überfielen maskierte Männer an einem Sonntagnachmittag das Bührle-Museum in Zürich und erbeuteten vier Gemälde von namhaften Künstlern: van Gogh, Monet, Degas und Cezanne. Das teuerste der vier Gemälde – «Der Knabe mit der roten Weste» von Cezanne – hat einen geschätzten Wert von 100 Millionen Franken.
Jahrelang verschollen
Der Van Gogh, der Monet und der Degas wurden kurz danach gefunden oder konnten später über einen Kontakt zu den Verbrechern wieder beschafft werden. Ausgerechnet das teuerste Gemälde von Cezanne blieb verschollen – bis 2012. Wie Blick damals berichtete, hatte die Polizei es in Belgrad sichergestellt und drei mutmassliche Täter festgenommen. Der Cezanne kam zurück nach Zürich. Genaueres zu den Umständen war bis anhin nicht bekannt.
Nun enthüllt SRF, wie es dazu kam. Nicht umsonst hat das Medienhaus dafür ein über 1,5-stündiges Doku-Drama produziert, denn diese Geschichte ist filmreif.
Polizisten als Porno-Unternehmer
Nach dem Kunstraub schleusen sich Zürcher Polizisten in die serbische Mafia ein, indem sie sich als Porno-Unternehmer ausgeben. Sie täuschen vor, an Drogen, Frauen und Filmsets interessiert zu sein.
Einer der Polizisten trifft sich in Belgrad mit den vermuteten Räubern, freundet sich mit ihnen an und unternimmt mit ihnen Ausflüge. Das alles dauert Jahre. Dann kommt ein gemeinsames Luxus-Wochenende in St. Moritz, an dem der Ermittler die Bestätigung kriegt: Sie haben den gesuchten Cezanne und wollen ihn verkaufen.
Beim angeblichen Deal in eine Falle getappt
Gemäss SRF zeigen sich die verdeckten Polizisten interessiert an einem Kauf und gehen einen Deal ein: 2,8 Millionen Euro für das Gemälde. Dann schnappt die Falle zu: Bei der Übergabe nehmen sie die Täter fest und holen das Bild zurück.
Dieses Mittel sei nicht unumstritten, sagt ein Sprecher der Kantonspolizei Zürich nun gegenüber SRF. Es sei aber die «einzige und letzte» Möglichkeit gewesen, an Bilder und Täterschaft zu kommen. Lukas Gloor, der zum Zeitpunkt des Raubs Direktor der Bührle-Stiftung war, zeigt sich zufrieden: «Wir hatten den idealen Ausgang der Geschichte», zitiert ihn SRF. (mel)