Es beginnt mit den wilden gestischen Farbkompositionen des Abstrakten Expressionismus, mit denen die amerikanischen Künstlerinnen und Künstler in den 1950er-Jahren die Kunstszene aufrüttelten. Shirley Jaffe (1923-2016) war eine der wenigen Frauen in diesem von Männern wie Sam Francis und Al Held dominierten Club. Aber die Bilder, die sie in ihrer neuen Heimat Paris geschaffen hatte, sind von einer überwältigenden Wucht.
Aber damit hat man Jaffes Schaffen noch längst nicht umrissen. Die Ausstellung führt im chronologischen Ablauf zur Emanzipation der Künstlerin von dieser Bewegung, von der wilden Gestik zum scheinbar chaotischen bis auch aufgeräumten Spiel mit geometrischen Formen.
Es sind ebenfalls überaus einnehmende Gemälde, die in grossen Formaten Farben und Formen in den unterschiedlichsten Facetten kombinieren, verquirlen und ab und zu auch einfach nebeneinander stellen. Faszinierend ist es, beim Gang durch die Ausstellung nachzuerleben, wie Jaffe vom Abstrakten Expressionismus fliessend den Übergang zur einzigartigen «Form als Experiment», so der Titel der Ausstellung, fand.
Bei der grossen Retrospektive ist das Kunstmuseum Basel eine Kooperation mit dem Centre Pompidou in Paris und dem Musée Matisse in Nizza eingegangen. Die Zusammenarbeit der drei Museen ist kein Zufall, denn mit jedem der drei Städte verbindet sich ein mehr oder weniger bedeutender Bezug zur Künstlerinnen-Karriere.
Das gilt in besonderem Masse natürlich für Paris, wo Jaffe bis zu ihrem Tod lebte und arbeitete. Das gilt aber auch für Basel, wo die Künstlerin früh schon gezeigt wurde. Das ist vor allem Arnold Rüdlinger zu verdanken, der als Direktor der Kunsthallen Bern und Basel von 1946 bis 1967 die Amerikaner und eben auch Amerikanerinnen in die Schweiz und überhaupt als einer der ersten nach Europa holte.
Noch viel mehr ein unbekannter Name in Europa ist derjenige der zweiten amerikanischen Künstlerin, der das Kunstmuseum nun eine Ausstellung widmet: Charmion von Wiegand (1896-1983). Sie fand unter anderem über die Kunstkritik, die Freundschaft zu Piet Mondrian und den Buddhismus zu ihrer Kunst, die man ebenfalls als experimentelles Spiel mit Formen umschreiben könnte.
Dabei bleiben Bezüge zu ihren Vorbildern wie eben Mondrian, aber auch Paul Klee oder Wassily Kandisky lange Zeit sichtbar. Zur wirklichen Eigenständigkeit gelangt von Wiegand, als nach den 1950er-Jahren Formen und Farben aus dem buddhistische Mandala Eingang finden in ihr Werk.
Die Ausstellung mit Werken von Shirley Jaffe dauert noch bis zum 30. Juli, diejenige zu Charmion von Wiegand bis zum 13. August.
(SDA)