Bis vor knapp einem Jahr lief im Leben der Australierin Chelsea Speirs alles nach Plan. Die heute 17-Jährige ging zur Schule, hatte gerade ihren ersten Nebenjob angefangen und war sportlich aktiv. Sie lernte fleissig, um sich eines Tages ihren Traum vom Astrophysik-Studium zu erfüllen. Doch am 18. Juni 2022 änderte sich alles.
An diesem Tag wurde bei der Australierin eine scheinbar harmlose Margen-Darm-Grippe diagnostiziert. Zuerst dachte man, die Teenagerin hätte den Virus heil überstanden. Doch nur vier Tage nach der Infektion wurde Chelsea ins Spital gebracht – sie konnte ihre Beine nicht mehr richtig bewegen. Dort bekam sie die Schock-Diagnose: Funktionelle neurologische Störung (FNS).
Dabei hat das Gehirn Schwierigkeiten, Informationen zu empfangen und sie an den Körper zu schicken. Obwohl die meist plötzlich auftretenden Symptome wie Lähmungen, Zittern oder Müdigkeit einer Schädigung des Nervensystems ähneln, liegt diese nicht vor. Durch spezialisierte Therapie können die Symptome besser werden oder gar komplett verschwinden, doch garantiert ist ein Erfolg nicht.
Kein Anspruch auf Pflegegeld
Für Chelsea Speirs nimmt die Krankheit einen immer schlimmeren Verlauf. Einen Monat nach der Beinlähmung verlor die Teenagerin ihre Stimme. Im Februar dann der nächste Schock: Auf einen Schlag verlor sie die Kontrolle über ihren Oberkörper. Seither kann sie nur noch ihre Finger bewegen und mit dem Kopf nicken. Kommunikation geht ausschliesslich per Handy oder Laptop.
Speirs ist an ihr Pflegebett gefesselt. Sie bedarf einer 24/7-Pflege – und die ist teuer. Bis zu 4'300 Franken pro Woche muss die Familie bezahlen. Hinzu kommen Behandlungskosten. Ihre Mutter Meredith Speirs erklärt: «Sie benötigt täglich Physio- und Ergotherapie. Damit versuchen wir, die Nervenbahnen wieder zu verbinden.»
Doch da FNS nicht als dauerhafte Krankheit anerkannt wird, hat die Familie keinen Anspruch auf Pflegegeld. Aus Verzweiflung startete Chelseas Onkel, Tai Leckenby, daher eine Spendenaktion auf Gofundme.
Im Schlaf kann sie sich bewegen
Besonders hart ist für die Eltern, dass ihre Tochter beim Schlafen Kontrolle über ihren Körper hat. Meredith schreibt: «Zu sehen, wie sie jeden Tag ans Bett gefesselt ist und dann im Schlaf ihre Arme und Beine bewegt, ist einfach herzzerreissend.»
Die 17-Jährige bleibt dennoch am Ball. Aufgeben ist keine Option. Mit vollem Einsatz versucht sie, gesund zu werden. An ihren Traum vom Astrophysik-Studium hält die Teenagerin weiterhin fest. Aus dem Pflegebett nimmt sie fleissig am Fernunterricht teil. (mrs)