Joel T.* (25) wird Opfer einer Messerattacke
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Messer-Attacke in Zürich:Joel T.* (25) wird Opfer einer Messerattacke

Nach Attacke auf Joel T. schlägt Experte Alarm
«Messer ist wie früher der BMW»

Am Samstag wurde Joel T. in Zürich mit einem Messer verletzt. Der Täter: ein junger Afghane. Gerade für junge, männliche Ausländer ist das Messer im Ausgang ein Statussymbol.
Publiziert: 23.01.2020 um 20:07 Uhr
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Aktualisiert: 23.01.2020 um 20:46 Uhr
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Der Zürcher Joel T.* (25) wurde von wildfremden jungen Männern niedergestochen. Seine Mutter Susanne W. hofft, dass die Täter bald gefasst werden.
Foto: Beat Michel
Fabian Vogt

Vergangenen Samstagabend wird Joel T.* (25) mitten in Zürich niedergestochen (BLICK berichtete). Er hat gerade seine Arbeit beendet und will sich mit einem Kollegen einen Burger aus dem McDonalds gönnen. Da kommt ihm eine Gruppe junger Männer entgegen, fragt nach Zigaretten. Joel T. gibt ihnen keine – dann werden die Jugendlichen aggressiv. Sie schubsen ihre Opfer, einer zieht ein Messer. Die Situation eskaliert noch mehr. Joel T. hat Angst, hebt seine Tasche vom Boden hoch, will wegrennen. Da spürt er einen Stich im Rücken. Das Messer hat seine Lunge getroffen. Schwer verletzt wird Joel T. ins Spital eingeliefert.

Wenige Tage später werden die Täter gefunden: Eine Gruppe Afghanen, zwischen 16 und 23 Jahre alt. Der Jüngste von ihnen stach zu.

Täter fast immer ausländische Männer

Das Messer in den Ausgang mitzunehmen, ist in Mode gekommen. In Deutschland gaben bei einer Umfrage unter rund Zehntausend Jugendlichen 33 Prozent an, in ihrer Freizeit ein Messer dabeizuhaben. 2013 waren es noch 27 Prozent. In England und Wales wurden innert eines Jahres bis März 2019 insgesamt 43’516 Verbrechen mit Messern begangen. 80 Prozent mehr als im März 2014 gezählt wurden.

Solche Zahlen für die Schweiz gibt es nicht. Türsteher, Clubbesitzer und Sicherheitsbeamte erzählen, dass sie das Gefühl haben, mehr Jugendliche mit Messern zu erwischen. Doch statistisch werden nur bei ganz schweren Straftaten die Waffen erfasst. Diese Zahlen sagen: Rund zweihundert Mal pro Jahr wird mit einer Schneid- oder Stichwaffe ein Tötungsdelikt oder schwere Körperverletzung begangen. Auffällig dabei ist, dass rund die Hälfte aller Tötungsdelikte in den vergangenen Jahren mit Stichwaffen begangen wurden. Auffällig ist auch, dass die Mehrheit der Täter – rund 70 Prozent laut dem Bundesamt für Statistik – männlich und Ausländer sind.

«Wie früher ein BMW»

«Der Ausländeranteil der Messer-Tragenden ist höher in der Schweiz als in anderen Ländern», sagt Professor Dr. Dirk Baier vom Institut für Delinquenz und Kriminalprävention der Zürcher Hochschule ZHAW. «Das dürfte mit Zugereisten zu tun haben, die hierherkommen um Straftaten zu begehen. Zudem sind sicher auch Asylsuchende überrepräsentiert, was aber mit deren schlechteren Zukunftsaussichten und einem ungeregeltem Tagesablauf zu tun haben dürfte.» 

Es sei «cool geworden» unter Jugendlichen, ein Messer zu haben, sagt der Experte weiter: «Wie früher ein BMW».

Dabei würden die meisten das Messer nicht mit in den Ausgang nehmen, um es einzusetzen, doch die Hemmschwelle für Gewalt sinke trotzdem. «Aus Umfragen in Deutschland wissen wir, dass man sich mit einer Waffe doppelt so oft in Gefahr begibt wie ohne. Denn man fühlt sich sicher und sucht deshalb eher Konfliktsituationen.»

Baiers Vorschlag: Die Polizei soll mehr Personenkontrollen durchführen.«Denn die Jugendlichen haben keine Lust, wenn ihnen dreimal das Messer weggenommen wird.»

Derweil liegt Joel T. auch Tage nach der Attacke im Spital. Er ist schwer gezeichnet. Die beste Nachricht: Er wird überleben.

*Name geändert

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