Der Angeklagte, der letzte Woche vor dem Bezirksgericht Horgen verantworten musste, machte den Eindruck, als könnte er kein Wässerchen trüben. Dabei wurde dem gemütlich wirkenden Schweiz-Kosovaren Agim P.* (28) schwere Freiheitsberaubung und Tätlichkeiten vorgeworfen.
Laut Staatsanwalt verbot er seiner Ehefrau Dafine P.* (28) unter anderem, die Wohnung alleine zu verlassen. Widersetzte sie sich diesen Anordnungen, habe er zugeschlagen und ihr sogar mit dem Tod gedroht. Das Gleiche passierte, wenn sich sein Opfer, wagte einen anderen Mann anzuschauen. Rund sechs Jahre hatte das Martyrium gedauert Der angeklagte Ehemann – die Ehe ist mittlerweile geschieden – bestritt alle Vorwürfe und verweigerte meist die Aussage.
«Ich wusste nicht, ob es draussen warm oder kalt war»
Umso ausführlicher stellte sich Dafine P. den Fragen von Gerichtspräsident Reto Nadig. «Haben Sie die Wohnung nicht einmal verlassen?» – «Nie. Ich kannte niemanden. Hatte weder Verwandte noch Freunde», so die Frau. Sie habe für die ganze Familie ihres Mannes kochen, die Wäsche machen und putzen müssen. «Ich wusste nie, ob es draussen warm oder kalt war.»
Sogar bei der Zahnärztin – «Es hat kein Zahnarzt sein dürfen» – oder der Gynäkologin habe sie keine Ruhe vor ihm gehabt. «Er kam sogar bei der Frauenärztin ins Zimmer», sagt sie.
Daneben soll es zu absurden Befehlen gekommen sein. Gemäss Dafine P. habe Agim P. ihr befohlen, «ihm am Morgen beim Anziehen zu helfen». Auch das bestreitet der Ex.
Handy-Video als Beweis
Ein im Gerichtssaal vorgeführtes Handy-Video, das die Frau aufgenommen hatte, zeichnet ein anderes Bild. Die Ehefrau sitzt auf dem Bett und wird von ihrem Mann angewiesen, ihn anzukleiden. Als sie sich weigert, schlägt er mit einem Kissen auf sie ein. Danach ist zu sehen, wie sie Agim P., der im Bett liegt, Socken und Hosen anzieht.
«Halfen Sie ihm, sich anzuziehen?», wollte der Richter darauf nochmals wissen. «Immer. Es war ekelhaft und erniedrigend. Er war ja nicht invalid», antwortete Dafine P. im Weigerungsfall hätte er sie geschlagen.
Die Anwältin bezweifelt sämtliche Behauptungen der Ex-Frau: «Sie ging erst nach der Trennung zu einem Arzt.»
Das Bezirksgericht Horgen jedoch hatte keine Zweifel an den Aussagen des Opfers. «Es gab zudem objektive Beweise, wie das Handy-Video», führte Gerichtspräsident Reto Nadig an der heutigen Urteilseröffnung aus. Der Beschuldigte habe die Hilflosigkeit seiner Ehefrau schwer missbraucht.
Das Gericht verurteilte Agim P. wegen schwerer Freiheitsberaubung und mehrfacher Nötigung zu 18 Monaten Gefängnis bedingt. Für die wiederholten Schläge, die er seiner Frau verpasst hatte, muss er eine Busse von 3000 Franken bezahlen. Dazu seiner Ex-Frau eine Genugtuung von 5000 Franken.
Neben diesen Strafen muss der «Sklavenhlater» ein Lernprogramm Partnerschaft ohne Gewalt absolvieren. «Nutzen Sie diese Chance» gab ihm Gericht auf den Heimweg mit.
*Namen geändert