Nach Ausbruch in Indien
Das ist über das tödliche Nipah-Virus bekannt

Die Behörden in Indien bemühen sich derzeit, einen seltenen Ausbruch des Nipah-Virus einzudämmen. In einigen Regionen wurden Schulen geschlossen und Massentests eingeführt. Blick hat die wichtigsten Fakten zusammengefasst.
Publiziert: 16.09.2023 um 12:53 Uhr
|
Aktualisiert: 16.09.2023 um 14:19 Uhr
1/5
In Teilen Indiens wurden aufgrund des Nipah-Virus Bereiche des öffentlichen Lebens geschlossen.
Foto: AFP

Die Corona-Pandemie steckt den Menschen noch immer in den Knochen. Während die Atemwegserkrankung in Europa wieder auf dem Vormarsch ist, kämpft Indien gegen eine andere Krankheit: das sogenannte Nipah-Virus. Im südlichen Bundesstaat Kerala starben im August zwei Menschen an Nipah. Hierzulande ist die Krankheit den wenigsten ein Begriff. Blick liefert eine Übersicht zu den drängendsten Fragen.

Was ist das Nipah-Virus?

Der erste Nipah-Ausbruch wurde 1998 verzeichnet, nachdem sich das Virus unter Schweinezüchtern in Malaysia verbreitet hatte. Es ist nach dem Dorf benannt, in dem das Virus zuerst entdeckt wurde. Beim ersten Ausbruch kamen rund 100 Menschen ums Leben. Rund eine Million Schweine wurden als Konsequenz geschlachtet. Seit den 2000er-Jahren wurde das Virus vor allem in Bangladesch registriert. Dort starben seit 2001 mehr als 100 Menschen an Nipah.

Wie wird das Virus übertragen?

Nipah wird in der Regel von Tieren auf den Menschen via Körperflüssigkeiten übertragen, wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in einem Merkblatt zum Virus schreibt. Auch kontaminierte Lebensmittel können zu einer Übertragung führen. In seltenen Fällen kann das Virus auch von Mensch zu Mensch verbreitet werden. Flughunde und Schweine sind die natürlichen Überträger des Virus und gelten als wahrscheinlichste Ursache für die bisherigen Ausbrüche. Wissenschaftler glauben, dass ein Stamm von Flughunden, eine mutierte, hoch übertragbare Variante des Virus in sich trägt.

Wie häufig kommt es zu Ausbrüchen?

Ausbrüche von Nipah sind selten. Die WHO hat es jedoch – neben dem Ebola-, Zika und Covid-19-Virus, als eine von mehreren Krankheiten aufgeführt, die aufgrund ihres Potenzials, eine globale Epidemie auszulösen, noch besser erforscht werden sollten. Den Behörden in Indien gelang es jeweils, die letztjährigen Ausbrüche durch umfassende Massentests, in wenigen Wochen einzudämmen. So soll auch dieses Mal ein grösserer Ausbruch verhindert werden. «Wir wollen aktiv Fälle suchen», sagte Keralas Gesundheitsministerin Veena George laut dem Fernsehsender NDTV.

Welche Symptome können entstehen?

Zu den Symptomen des Nipah-Virus gehören hohes Fieber, Erbrechen und eine Atemwegsinfektion. Auch asymptomatische Verläufe sind möglich. In sehr schweren Fällen können Krampfanfälle und Entzündungen der Hirnhaut entstehen, die zu einem Koma führen.

Wie hoch liegt die Sterblichkeitsrate?

Nach Angaben WHO liegt die Sterblichkeitsrate bei der Krankheit zwischen 40 und 75 Prozent. Dabei komme es stark auf die lokalen sanitären Einrichtungen und Strukturen an.

Kann man sich gegen das Nipah-Virus impfen lassen?

Nein. Derzeit existiert noch kein Impfstoff gegen das Virus. Auch ein Gegenmittel wird heute noch nicht angewandt. Als Goldstandard gilt die Behandlung von Symptomen und unterstützende Pflege. Die Patienten werden zudem isoliert, so dass sie keine weiteren Personen anstecken können.

Werden Viren, die von Tieren auf Menschen übertragen werden, häufiger?

In den letzten Jahren scheinen Viruserkrankungen häufiger aufzutreten. Doch entspricht dies wirklich der Realität? Krankheiten, die von Tieren auf den Menschen übertragen werden können, traten bereits vor Tausenden von Jahren auf. Sie haben sich in den letzten 20 bis 30 Jahren jedoch vervielfacht, wie die WHO in einem Bericht schreibt. Die Zunahme des internationalen Reiseverkehrs und der globalisierte Handel hat eine schnellere Ausbreitung dieser Krankheiten ermöglicht. Ausserdem steigt durch die Besiedelung immer grösserer Gebiete auf der Erde, auch die Übertragungswahrscheinlichkeit. (ene)

Fehler gefunden? Jetzt melden

Was sagst du dazu?