Am Montag ereignete sich am Matterhorn eine besonders anspruchsvolle Rettung. Auf über 3500 Metern gerieten zwei vietnamesische Bergsteiger in eine lebensbedrohliche Situation. Die extremen Wetterbedingungen stellten jedoch eine grosse Herausforderung für die Rettungskräfte dar. Die Rettung der zwei Bergsteiger dauerte schliesslich 14 Stunden.
Am Montagmorgen kurz nach 7 Uhr erreichten die Retter aus Zermatt ein Notruf, dass zwei Bergsteiger aus Vietnam am Matterhorn in Bergnot geraten sind. Das Wetter war zu diesem Zeitpunkt derart schlecht, dass eine Rettung sowohl aus der Luft als auch über den Landweg nicht möglich war. Das schreibt Air Zermatt in einer Medienmitteilung.
Retter mussten sich abseilen
Um 13 Uhr entschieden drei Rettungsspezialisten der Rettungsstation Zermatt, das Matterhorn bis zur Unglücksstelle zu Fuss zu besteigen. Die Zermatt Bergbahnen konnte die Retter bis nach Schwarzsee fahren, von wo aus sie zu Fuss weitergehen mussten. Dabei waren sie Schnee, Wind, Eis, Nebel und Kälte ausgesetzt. Auf über 3500 Metern entdeckten die Rettungsspezialisten die zwei in Not geratenen Bergsteiger.
Sie waren unterhalb der Normalroute in unwegsamem Gelände blockiert und mussten bis zu ihrer Rettung Montagmorgen in der steilen Nordwand ausharren. Nur ungenügend ausgerüstet, mit leichten Halbschuhen und dünnen Trainerhosen waren die Bergsteiger ausserdem stark unterkühlt. Wegen des Windes lag die gefühlte Temperatur bei eisig kalten -19 Grad. Mediensprecher Bruno Kalbermatten konkretisiert auf Blick-Anfrage zum Schuhwerk der Asiaten: «Es waren erhöhte Trekkingschuhe, die aber weit weg von festen Bergschuhen waren.»
Air Zermatt bringt Vietnamesen und Spezialisten in Sicherheit
Wegen der widrigen Wetterbedingungen konnten die Bergsteiger zu diesem Zeitpunkt nicht aus der Matterhorn-Wand geflogen werden. Deswegen mussten sich die Rettungsspezialisten zu den verunglückten Alpinisten abseilen und sie dann mittels Seilzugs zurück auf die Normalroute bringen.
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Daraufhin folgte ein äusserst schwieriger Abstieg zum Winterlager der Hörnlihütte. Neuschnee und Eis machten den Rettungseinsatz zu einer enormen Herausforderung für die Retter. Beim Winterlager auf der Hörnlihütte angekommen, konnten Retter und in Not geratene Bergsteiger Schutz suchen. Gleichzeitig stand die Air Zermatt mit einem Helikopter auf Abruf, um bei einem Wetterfenster die Alpinisten zu evakuieren. Nachts um 2 Uhr startete die Helikopter-Crew in Richtung Matterhorn und konnte in zwei Flügen sowohl die in Not geratenen Bergsteiger als auch die Rettungsspezialisten in Sicherheit bringen.
Vietnamesische Bergsteiger wären erfroren
Der Hüttenwart der seit dem 19. September geschlossenen Hörnlihütte, Martin Lehner, erklärt gegenüber dem «Walliser Bote», dass die Saison für die Besteigung des Matterhorns vorbei ist. «Kein Bergführer begleitet mehr Gäste aufs Matterhorn», erklärt er weiter. Das Matterhorn gilt unter anderem als einer der tödlichsten Berge der Welt. Bis heute hat der Berg schon rund 500 Todesopfer gefordert. Besondere Gefahren drohen durch Steinschlag, Wetterumschwünge und technische Schwierigkeiten auf den verschiedenen Routen.
«Die Retter haben unter schwierigsten Bedingungen gearbeitet. Aber ohne ihren Einsatz hätten die beiden vietnamesischen Bergsteiger die extremen Bedingungen kaum überlebt und wären erfroren», lobt Bruno Kalbermatten den Einsatz der Bergretter. Ein Air Zermatt-Arzt stellte nach der Rettung sicher, dass es den beiden Vietnamesen gut ging.
Air Zermatt bleibt jedes Jahr auf offenen Rechnungen sitzen
Die Kosten für die Rettung sind von den Geretteten zu tragen, erklärt Daniel Aufdenblatten, CEO von Air Zermatt. Bei tödlichen Unfällen müssen die Rechtsnachfolger die Rechnung begleichen. Es komme bei Geretteten aus «exotischen Ländern» immer wieder vor, dass offene Rechnungen auch nach Einleitung eines Inkassoverfahrens nicht bezahlt würden. «So bleibt die Air Zermatt jedes Jahr auf offenen Rechnungen im tiefen sechsstelligen Frankenbetrag sitzen», erklärt Aufdenblatten gegenüber der Zeitung. Air Zermatt schicke aber trotzdem bei jedem Notruf Hilfe, auch ohne abzuklären, ob die Rechnung beglichen werden kann.