Gläubige nehmen Abschied von Papst Benedikt XVI.
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Unzählige Menschen stehen an:Gläubige nehmen Abschied von Papst Benedikt XVI.

Mega-Schlange im Vatikan
Zehntausende erweisen Papst Benedikt XVI. die letzte Ehre

Nun können die Gläubigen Abschied vom verstorbenen emeritierten Papstes Benedikt XVI. nehmen. Sein Leichnam wird im Petersdom in Rom aufgebahrt. Zehntausende Gläubige sind am Montag in den Petersdom in Rom gekommen, um Benedikt XVI. die letzte Ehre zu erweisen.
Publiziert: 02.01.2023 um 09:46 Uhr
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Aktualisiert: 02.01.2023 um 16:38 Uhr
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Der emeritierte Papst Benedikt XVI. wird in Rom aufgebahrt.
Foto: keystone-sda.ch

Der emeritierte Papst Benedikt XVI. (†95) ist zwei Tage nach seinem Tod im Petersdom in Rom aufgebahrt worden. Am Montagmorgen kurz nach 9 Uhr öffnete der Vatikan die Pforten der Basilika und liess die draussen wartenden Menschen hinein.

Damit kann nun auch die Öffentlichkeit Abschied nehmen vom emeritierten Papst Benedikt, der Joseph Ratzinger mit bürgerlichem Namen hiess. Seit den frühen Morgenstunden warteten die Menschen bereits, um in den Dom hineingehen zu können. Eine lange Schlange reihte sich um den Petersplatz. «Ich möchte mich von ihm verabschieden», sagte ein Gläubiger aus Deutschland, der bereits seit der Nacht anstand.

Manche warteten seit der Nacht, um Einlass zu bekommen. In der Kirche zückten viele ihre Smartphones für Schnappschüsse. Andere beteten für den Papa Emeritus. Die vatikanische Gendarmerie schätzte, dass bis 14 Uhr rund 40'000 Menschen in den Dom gekommen seien.

Beisetzung am Donnerstag

Unter den ersten Trauergästen war Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni. Staatspräsident Sergio Mattarella war kurz vor 9 Uhr in der Basilika. Bis 19 Uhr sollten die Tore des Petersdoms am Montag für Besucher geöffnet sein, am Dienstag und Mittwoch können Menschen von 7 bis 19 Uhr in die Kirche kommen.

Der gebürtige Bayer war am Samstag im Alter von 95 Jahren in seiner Residenz im Vatikan gestorben und dort anschliessend in der hauseigenen Kapelle des Klosters Mater Ecclesiae aufgebahrt worden – in rotem Papstgewand und mit einem Rosenkranz in den Händen.

Am Donnerstag will Benedikts Nachfolger Papst Franziskus dann einen Trauergottesdienst auf dem Petersplatz abhalten. Zu dem Requiem, das nach dem Wunsch von Benedikt schlicht gehalten sein dürfte, werden laut offiziellen Angaben bis zu 60'000 Menschen erwartet. Im Anschluss soll Benedikt XVI. in der Krypta des Petersdoms beigesetzt werden – dem Vernehmen nach in jenem Grab, in dem einst die Überreste seines Vorgängers Johannes Pauls II. lagen, bis sie nach dessen Heiligsprechung an einen anderen Ort in der Basilika verbracht wurden.

Papst Johannes Paul II. wurde nach seinem Tod 2005 in der Gruft beigesetzt. Einige Jahre später wurden seine sterblichen Überreste neben die Pietà Michelangelos im Petersdom gebracht, weshalb sein Grab in den Grotten frei ist.

«Treuer Diener der Kirche»

Während der Feierlichkeiten zu Silvester und Neujahr würdigte Papst Franziskus seinen Vorgänger als «treuen Diener» der Kirche. Franziskus hatte noch am vergangenen Mittwoch während der Generalaudienz in der vatikanischen Audienzhalle zum Gebet für den schwer erkrankten Papa Emeritus aufgerufen – und damit überhaupt erst auf dessen schlechten Gesundheitszustand aufmerksam gemacht.

Wie anschliessend bekannt wurde, bekam Benedikt schon an jenem 28. Dezember die Krankensalbung – im Volksmund auch letzte Ölung genannt. Sein Zustand war danach laut Vatikan zwar besorgniserregend, aber stabil. Am Silvestertag starb er schliesslich, was weltweit für grosse Anteilnahme sorgte. Seine letzten Worte sollen «Herr, ich liebe dich» gewesen sein, wie Vatikan-Sprecher Matteo Bruni und das vatikanische Medienportal «Vatican News» später berichteten.

Kurz nach dem Tod Benedikts war Franziskus der erste gewesen, der in seine Residenz kam und an seinem leblosen Körper betete. Kardinäle und andere Kirchenvertreter kamen später, um vom früheren Chef der Glaubenskongregation Abschied zu nehmen. Benedikt lebte in den vergangenen Jahren nach seinem freiwilligen Rücktritt 2013, dem ersten eines Papstes seit mehr als 700 Jahren, sehr zurückgezogen in dem Kloster in den Vatikanischen Gärten, wo sich sein Privatsekretär Georg Gänswein um ihn kümmerte.

Kritiker beklagten konservativen Kurs

Der Umgang zwischen Benedikt und seinem Nachfolger galt als respektvoll, wenn auch nicht ganz einfach. Joseph Ratzinger war der erste deutsche Pontifex seit mehr als 480 Jahren. Geistliche und Politiker würdigten ihn nach seinem Tod als klugen Theologen. Kritiker beklagten jedoch den konservativen Kurs in seiner Zeit als Kirchenoberhaupt – eine Parallele zu seinem polnischen Vorgänger Johannes Paul II.

Benedikt XVI. stemmte sich gegen eine Modernisierung der Kirche, was ihm viel Kritik einbrachte. Seine Amtszeit wurde von dem Missbrauchsskandal überschattet, der die katholische Kirche in eine tiefe Krise stürzte. Und auch nach seinem Rücktritt holten ihn die Vergangenheit und sein Umgang mit Missbrauchsfällen wieder ein. Ein vom Münchener Erzbistum in Auftrag gegebenes Missbrauchsgutachten warf ihm Anfang 2022 Fehlverhalten in seiner Zeit als Erzbischof von München und Freising in vier Fällen vor. Kurz nach der Veröffentlichung des Gutachtens musste Benedikt über seinen Privatsekretär Gänswein eine Aussage nachträglich korrigieren.

Dabei war es Benedikt, der noch als Kardinal Ratzinger im Amt des Präfekten der einflussreichen Glaubenskongregation erste Weichenstellung zur Verfolgung von Missbrauch in der Kirche vornahm. Seine mehr als 20-jährige Amtszeit in der äusserst wichtigen Vatikan-Behörde war aber auch von strenger Haltung zu Themen wie Verhütung, Abtreibung und Zölibat geprägt, was insbesondere in Europa viele Gläubige ablehnten. In anderen Teilen der katholischen Weltkirche, etwa in Ländern Afrikas und Lateinamerikas, erfuhr seine Linie dagegen breite Unterstützung. (SDA)

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