Kommentar
Ich war der Stift

Sie nannten mich Stift und das ist auch gut so. Meine Berufslehre war mehr als nur der perfekte Einstieg in die Arbeitswelt. Sie war eine Lebensschule.
Publiziert: 16.07.2023 um 19:44 Uhr
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Aktualisiert: 17.07.2023 um 08:30 Uhr
Die Kauffrau Anna Inderbitzin plädiert für den dualen Bildungsweg.
Foto: Zamir Loshi
Anna Inderbitzin

Mit einfachen Aufgaben fing er an: mein Weg zur Kauffrau. Je mehr ich konnte, desto komplexere Dinge erledigte ich. Das ist richtig so. Denn wer oben mitspielen will, muss unten anfangen.

Und zuunterst ist der Stift. Es ist ein Wort, das als nicht mehr zeitgemäss gilt, ja verpönt ist. «Auszubildende» oder «Lernende» hat es ersetzt.

Ich aber war stolz darauf, der Stift zu sein.

Als Stift konnte ich mit eigenen Augen sehen, wie die Arbeitswelt funktioniert. Ein erstes Mal Verantwortung übernehmen und für meine Fehler geradestehen.

Es sind Chancen, die nur eine Berufslehre bietet. Trotzdem wenden sich Jugendliche zunehmend von ihr ab. Nicht-akademische Berufe verlieren an Anerkennung, der Fachkräftemangel ist eine Folge davon.

Dabei ist die Berufslehre nicht die Endstation, sondern der Anfang. Dank unseres dualen Bildungssystems können wir den Beruf jederzeit wechseln. Studieren, Doktorieren oder einen akademischen Höhepunkt erreichen. All das ist nach einer Lehre möglich.

Erst recht für jene, die wissen, was es heisst, einst als Stift angefangen zu haben.

Anna Inderbitzin (19) ist Kauffrau in Ibach SZ und Triathletin. Der Kommentar entstand im Rahmen des Blick-Mediacamps.


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