Es ist ein gelbes Shirt, das dem Landwirt Jan Schlesselmann (56) als erstes auffiel. Wie der Bauer aus der Gemeinde Estorf, im deutschen Niedersachsen, gegenüber «Bild» erklärte, fand einer seiner Mitarbeiter am Montag bei Mäharbeiten die Leiche eines Kindes. Und da der seit dem 22. April vermisste Arian (6) am Tag seines Verschwindens ein gelbes Shirt getragen haben soll, ist sich Schlesselmann sicher, dass es sich bei dem Kind um Arian handelt.
Diese Vermutung teilt auch die Polizei – man müsse jedoch zuerst auf die Ergebnisse der Obduktion warten. Wie der Vermisstenexperte Peter Jamin im Gespräch mit «Focus» erklärte, sei er jedoch «irritiert, dass die Identifikation so lange dauert.»
«Dass dort eine Leiche gefunden wurde, ist überraschend»
Gerade einmal acht Stunden würde es im Ernstfall benötigen, um ein DNA-Profil herzustellen. Da Jamin davon ausgeht, «dass die Polizei Arians DNA schon bei der Vermisstenmeldung gesichert hat», beispielsweise durch eine Zahnbürste oder Haare, sei es unverständlich, dass der Prozess so lange dauert.
Auch der Fundort der Leiche sorgt für rätselnde Gesichter. Die Wiese, in der das Kind gefunden wurde, liegt nämlich gerade einmal zwei Kilometer Luftlinie von Arians zu Hause. Schlesselmann bestätigte derweilen, dass sein Betrieb und die umliegenden Wiesen vermehrt von Suchkräften durchkämmt worden sind.
«Dass dort eine Leiche gefunden wurde, ist für alle Kräfte, die gesucht haben, überraschend», betonte auch eine Polizeisprecherin. Vermisstenexperte Jamin sieht derweilen mehrere Möglichkeiten, wieso die Leiche bisher nicht gefunden wurde.
Fundort wurde möglicherweise übersehen
«Zum einen war das Suchgebiet sehr gross, dazu gehörten auch Häuser und Gehöfte. Es ist schwer, wirklich jeden Winkel abzuarbeiten», so Jamin. «Zum anderen ist nicht klar, in welchem Abstand die Helfer nach Arian suchten. Auf übersichtlichen Flächen werden vier Meter empfohlen, bei dicht bewachsenem Terrain deutlich weniger.» Vielleicht wurde der Fundort also schlicht und einfach übersehen.
Ebenfalls könnte es aber möglich sein, dass Arian, sollte es sich um ihn handeln, sich erst nach den intensiven Suchaktionen in dem Feld versteckte.
Auch Fremdeinwirkung könnte vorliegen: «Eine andere Person könnte Arians sterbliche Überreste auf die Wiese gelegt haben, nach dem Ende der Suchmassnahmen. Jemand, der ihn getötet hat, nicht unbedingt im Rahmen eines Verbrechens, sondern zum Beispiel durch einen Unfall. Oder ein unbeteiligter Dritter.»