«Hier hätten meine Schwiegereltern campen sollen»
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Video aus der Zentralschweiz:«Hier hätten meine Schwiegereltern campen sollen»

Hochwasser beim Lauerzersee flutet Parkplatz
Polizei macht eine überraschende Entdeckung

Der Zeltplatz Buchenhof in Steinen SZ steht knietief unter Wasser. Der kleine Zentralschweizer Badesee Lauerzersee ist über die Ufer getreten. Die Camper vor Ort sind leidgeprüft – das Wasser sorgt aber auch für eine Überraschung.
Publiziert: 02.06.2024 um 17:36 Uhr
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Aktualisiert: 03.06.2024 um 08:16 Uhr
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Conny (45) und Philipp Mathis (47) stehen mit Gummistiefeln auf ihrem Zeltplatz Buchenhof in Steinen SZ. Als das Wasser stieg, haben sie alle Dauercamper informiert. Ein Wohnmobil haben sie aus dem überschwemmten Teil weggefahren.
Foto: Beat Michel
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Beat MichelReporter

Gut eineinhalb Meter höher als normal steht am Samstagmittag das Wasser des Lauerzersees zwischen Seewen SZ und Steinen SZ. Die Situation ist an manchen Stellen kritisch, die Anwohner sind gestresst, obwohl sie so manches Hochwasser bereits erlebt hatten. Das Flüsschen Seeweren ist der einzige Abfluss aus dem Badesee. Es ist bis zum Rand voll. Auf dem unteren Teil des Campings Buchenhof steht das Wasser knietief. Am anderen Ende des Sees wird ein Parkplatz überflutet. Alle bringen ihre Autos weg. Nur ein kleiner Ford ohne Kontrollschilder, der seit Monaten hier steht, wird nicht abgeholt.

WCs abgestellt

«Bei uns ist der Strom ausgefallen, die untere Toilettenanlage mussten wir schliessen», sagt Betriebsleiter Philipp Mathis (47). «Der Pegel ist seit gestern zwar 15 Zentimeter gesunken. Aber heute Nacht wird es noch einmal kritisch», sagt seine Frau, Betriebsleiterin Conny Mathis (45). «Wir können unseren Gästen noch keine Entwarnung geben.»

Die Familie Mathis zeigt die Stellplätze direkt am Wasser. Weil es immer wieder zu Hochwassern kommt, stehen die Wohnwagen auf Holzplattformen, die mit einer senkrechten Stahlstange mit einer Schlaufe verbunden sind. «Die Untersätze haben Schwimmkörper, wenn das Wasser steigt, schwimmen die Camper einfach mit hoch. Das geht bis zu einer Überschwemmung von zwei Metern», sagt Philipp Mathis.

Schaden entsteht durch das Wasser trotzdem. Die Steckdosen sind unter Wasser, alle Fehlströme müssen vor der Wiederinbetriebnahme gefunden werden. Die hübschen Gärtchen der Dauercamper, die Möbel, die Dekorationen, alles ist im Moment unter Wasser. Sogar die WCs der unteren Toilettenanlage mussten abgestellt werden.

Schon das zweite extreme Ereignis

Die Familie Mathis hat im März als Quereinsteiger die Betriebsleitung des Campingplatzes übernommen. Die Überschwemmung ist bereits das zweite extreme Naturereignis, mit dem sie kämpfen mussten. «Wir hatten am Karfreitag einen so starken Sturm, dass eine Boje aus dem Wasser auf den Zeltplatz flog, und ein Vorzelt zerstörte. Ein Glastisch flog durch die Gegend und zerschellte in Tausende Splitter. So etwas habe zuvor ich noch nie gesehen», sagt Conny Mathis.

Kommissar Hochwasser

Am andern Ende des Sees auf dem Parkplatz beim Hotel Helvetia macht die Kantonspolizei Schwyz dank der Überschwemmung indes eine überraschende Entdeckung. Als das Wasser am Samstag hinter dem Hotel Helvetia in Seewen SZ steigt, bringen die meisten Autobesitzer ihre Fahrzeuge in Sicherheit. Der Besitzer des Parkplatzes aber findet nicht alle betroffenen Halter heraus. Darunter ist ein Ford ohne Kennzeichen. Er droht ebenfalls durch das Hochwasser beschädigt zu werden. Der Mann ruft die Polizei an. Pascal Simmen von der Kantonspolizei Schwyz bestätigt: «Dank der Rahmennummer konnten wir das Auto identifizieren. Es wurde im Kanton Aargau gestohlen gemeldet. Wir haben es sichergestellt.» Zwei weitere Autos stehen noch im Wasser, aber anscheinend wollen sie die Besitzer nicht aus dem Wasser holen.

Dauerregen, hohe Pegel

Die langanhaltenden Regenfälle in den vergangenen Tagen sorgten an vielen Orten in der Schweiz vor allem am Samstag für kritische Situationen. So tritt der Rhein bei Wallbach AG und Koblenz AG über Ufer. Für den Rhein vom Bodensee bis Basel gilt erhebliche Hochwassergefahr. Am Sonntag entspannt sich die Hochwasserlage in der Schweiz etwas, aber die Gefahr ist noch nicht vorbei. Das Naturgefahrenportal des Bundes hat für den Bodensee die Gefahrenstufe auf drei erhöht – es besteht noch bis Dienstag erhebliche Hochwassergefahr. Auch für den Rhein von der Mündung Aare bis Basel gilt die Gefahrenstufe drei.

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