Grossbritannien leidet an Durchfall. Eine ungewöhnlich hohe Anzahl an Britinnen und Briten werden derzeit davon geplagt. In dem Land grassiert eine richtige Welle. Die Ursache für die Durchfälle: ein Darmparasit der Gattung Kryptosporidien. Blick erklärt, was über den Erreger bekannt ist und ob dieser auch in der Schweiz kursiert.
Wieso gibt es in Grossbritannien gerade so viele Fälle?
Seit August stellten die Behörden eine erhöhte Anzahl an Durchfallerkrankungen fest. Schnell fanden sie heraus, woran es liegt. «Eurosurveillance», eine Fachzeitschrift, die sich um die Überwachung, Auswertung, Prävention und Kontrolle von Infektionskrankheiten kümmert, hat einen Bericht zu den Hintergründen veröffentlicht: Der Darmparasit Kryptosporidien löst die Beschwerden aus. Wieso die Anzahl aber so hoch ausfällt, stellte selbst die Experten vor ein Rätsel. In einer Woche wurden über 500 Fälle registriert, was sehr ungewöhnlich ist.
Die gängigste Theorie der Wissenschaftler: Durch die erhöhte Anzahl an internationalen Reisen konnte sich der Parasit leichter verbreiten. Dabei heben die Forscher besonders Reisen nach Spanien und in andere Mittelmeerländer hervor. Die Nutzung von Schwimmbädern könnte ebenfalls dazu beigetragen haben. Es könne jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass andere Quellen, zum Beispiel kontaminierte Lebensmittel, eine Rolle spielen.
In der Regel führt eine Infektion mit dem Erreger zu starken Bauchkrämpfen sowie wässrigem Durchfall und Übelkeit.
Existiert der Parasit auch in der Schweiz?
Céline Reymond vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) erklärt: «Da diese Krankheit in der Schweiz nicht meldepflichtig ist, haben wir keine Daten zu humanen Fällen.» Deshalb könne das BAG auch nicht abschätzen, wie gross das Risiko einer Verbreitung in der Schweiz ist.
Die Krankheit breitet sich vor allem durch verunreinigtes Trinkwasser aus. Aber auch fäkal-orale Übertragungen von Mensch zu Mensch und Tier zu Mensch sind möglich. In Deutschland besteht eine Meldepflicht für Kryptosporidiose seit 2001. Dem Robert-Koch-Institut zufolge waren es seit Beginn des Jahres 2229 dokumentierte Fälle (Stand: November 2023). Im Jahr 2022 gab es 1969 Meldungen. Ein deutlicher Anstieg oder eine Welle wie aktuell in Grossbritannien sei dort aber nicht zu erkennen.
Was passiert, wenn hierzulande eine erhöhte Anzahl Fälle auftritt?
Sollte es in der Schweiz zu einer Häufungsmeldung kommen, müsse laut Reymond zuerst die Quelle gesucht werden. Dies erfolge zusammen mit den Kantonen (Kantonsarzt, Kantonschemiker, Kantonstierarzt). «Ist die Quelle ermittelt, muss der Betrieb, zum Beispiel der Trinkwasserversorger, Massnahmen treffen, um das Infektionsrisiko zu eliminieren.»
Bei welchen Symptomen sollte man einen Arzt aufsuchen?
Laut «Eurosurveillance» vergehen zwischen sieben bis zehn Tage zwischen der Ansteckung und den ersten Symptomen. Laut dem BAG sollten Personen vor allem bei länger anhaltendem Durchfall einen Arzt aufsuchen. Das Tückische an der Krankheit ist der hohe Flüssigkeitsverlust. Es gibt zwar noch keine Therapie gegen die Krankheit, aber mit Elektrolytzufuhr können die Symptome gelindert werden.