Am Samstagmorgen startete eine 54-jährige Frau ihren Tesla und raste in Frauenfeld TG zuerst in zwei parkierte Autos, dann schleuderte sie vor dem Dot-it-yourself-Laden Jumbo über das Trottoir in einen Baum. Zum Glück sind hilfsbereite Passanten in der Nähe und holen die mittelschwer verletzte Frau aus dem Auto. Denn der Tesla fängt sogleich Feuer – und die heranrückende Feuerwehr steht vor einer kniffligen Aufgabe.
Die Flammen schlagen sofort hoch aus dem roten Fahrzeug. Aus vorerst grosser Distanz löscht die Frauenfelder Feuerwehr mit einem starken Wasserstrahl. Wie bei einem Feuerwerk fliegen weiss leuchtende Teile meterweit aus den Flammen. Die Feuerwehrleute haben gute Gründe, zunächst auf Distanz zu bleiben. Ein brennendes Elektroauto habe seine Tücken, sagt Einsatzleiter und Stabsoffizier Sandro Heinzmann (39).
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«Wenn das Batteriepack bei der Kollision verletzt wird, können giftige Gase entstehen, meistens Fluor-Wasserstoff-Gase», so Einsatzleiter Heinzmann. «Im Vergleich zu brennenden Autos mit Verbrennungsmotoren wird beim Löschen von Elektroautos ein grösserer Sicherheitsabstand eingehalten und der Wasserbedarf ist viel höher, da die HV-Batterien über längere Zeit gekühlt werden müssen.»
Karosserie unter Strom
Ein weiteres Problem ist die mögliche elektrische Spannung durch defekte Leitungen. «Die Karosserie eines Tesla kann unter Spannung stehen. Bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren können wir die Motorhaube öffnen und den Brandherd direkt löschen. Da ist bei einem Elektrofahrzeug Vorsicht geboten», so der Brandexperte. Heinzmann erklärt: «Durch die Distanz und die grössere Wassermenge besteht keine Gefahr durch Stromschlag.»
Ab in die Box
Dass die Flammen gelöscht sind, bedeutet bei Autos wie dem Tesla in Frauenfeld aber noch nicht den Feierabend für die Rettungskräfte. Die defekte Batterie kann auch nach dem Inferno wieder aktiv werden. Heinzmann: «Die Akkus können immer wieder reagieren. Darum muss das ausgebrannte Wrack für eine gewisse Zeit in einen speziellen Container.»
Da gibt es zwei Varianten: Bei der trockenen Variante – und diese kam beim roten Tesla in Frauenfeld zur Anwendung – kontrolliert ein Brandüberwachungssystem, ob die Flammen wieder auflodern. Bei der nassen Variante ist der Container mit Wasser gefüllt. «Das ist sicherer, aber dafür müssen nachher Tausende Liter kontaminiertes Wasser entsorgt werden», so Heinzmann.