Fälle um 250 Prozent gestiegen
Keuchhusten breitet sich in Europa aus – auch Schweiz betroffen

Die Gesundheitsbehörden mehrerer Länder schlagen Alarm: Die Anzahl der Keuchhusten-Fälle steigt rasant. In Grossbritannien stieg sie gar um 250 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Publiziert: 08.12.2023 um 18:02 Uhr
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Aktualisiert: 09.12.2023 um 10:10 Uhr
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In mehreren europäischen Ländern breitet sich derzeit Keuchhusten aus. (Archivbild)
Foto: Shutterstock

Europaweit wächst die Sorge vor einer Keuchhusten-Epidemie. In den vergangenen Wochen registrierten die Gesundheitsbehörden in verschiedenen Ländern einen massiven Anstieg von Fällen. Auch die Schweiz ist betroffen: Im Kanton Neuenburg grassierte die hochansteckende Infektion der Atemwege in sechs Kindertagesstätten (Kita). Unter den Infizierten sind auch viele Kleinkinder.

«Keuchhusten ist im Umlauf. Wir bitten alle Personen, die mit Kindern unter sechs Monaten in Kontakt kommen, um Wachsamkeit», sagt Laurent Kaufmann, Kantonsarzt von Neuenburg, zu «Le Temps». In den sechs Kitas seien rund 30 Fälle registriert worden, zwei Kinder mussten ins Spital eingeliefert werden.

Erwachsene übertragen die Bakterien

In der Regel verläuft eine Keuchhusten-Infektion harmlos. Zu Beginn zeigen sich unspezifische, grippale Symptome, danach kommt Husten mit schleimigen Auswurf hinzu. Trifft die Krankheit Säuglinge, kann es jedoch gefährlich werden. Es kann zu Atempausen, Lungenentzündungen und Hirnschäden kommen.

Laut dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) gab es zwischen 2000 und 2015 vier Todesfälle in der Schweiz. In den meisten Fällen übertragen Erwachsene die Bakterien, die die Krankheit verursachen, durch unbewusstes Spucken. Weil die Krankheit in der Schweiz nicht meldepflichtig ist, sei es laut Kaufmann schwierig, die genaue Zahl der Fälle zu ermitteln. Wahrscheinlich gibt es eine hohe Dunkelziffer.

Die Neuenburger Behörden raten Eltern, ihren eigenen Impfstatus und der ihrer Kinder, zu überprüfen. «Unabhängig vom Datum der letzten Impfung empfehlen wir Frauen, die ein Kind erwarten, sich im zweiten Trimester impfen zu lassen, um das ungeborene Kind zu schützen, bevor es selbst im zweiten Monat geimpft werden kann», führt der Kantonsarzt aus. Mit der Impfung sei eine von sieben Personen vor einer Infektion und neun von zehn Personen vor schweren Verläufen geschützt, schreibt «Le Temps».

Anstieg um 250 Prozent

Die Welle grassiert auch in Kroatien. Statt der üblichen 50 Fälle pro Jahr verzeichneten die Behörden des Balkanlandes in diesem Jahr schon 1100 Fälle, davon allein 700 seit September. Laut dem Gesundheitsministerium sei dies die höchste Zahl seit zehn Jahren.

In Kroatien besteht für Kinder eine Impfpflicht gegen Keuchhusten. Während 92 Prozent der Babys im vergangenen Jahr ihre erste Dosis erhielten, waren es bei den Auffrischungsimpfungen, die für Siebenjährige empfohlen werden, nur noch 88 Prozent. Experten machten dafür die zunehmende Zahl von Impfgegnern mitverantwortlich. Schuld seien die vielen Mythen zu den negativen Auswirkungen der Impfungen, die im Internet kursierten, erklärte die Institutsleiterin für Split, Zeljka Karin.

In Grossbritannien tönen die Zahlen noch besorgniserregender. Die Anzahl der Fälle sei im Vergleich zum Vorjahr um 250 Prozent gestiegen. Die britische Gesundheitsbehörde (UKHSA) führt den Anstieg ebenfalls auf niedrige Impfraten zurück, die auf die Anfangsphase der Corona-Pandemie im Jahr 2020 zurückgehen. Zudem habe auch das Abstandhalten während der Pandemie dafür gesorgt, dass die Immunität der Bevölkerung abgenommen hat. (ene)

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