Einer drohte sogar mit Kettensäge
Zürcher Bauamt muss Polizei wegen Drohungen einschalten

Von Hassrede bis hin zu üblen Drohungen: Das Bauamt Zürich hat vermehrt mit aggressiven Bauwilligen zu kämpfen. Jetzt will die Stadt reagieren.
Publiziert: 09.06.2023 um 11:42 Uhr
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Aktualisiert: 09.06.2023 um 15:40 Uhr
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Aus dem jüngsten Geschäftsbericht des Zürcher Bauamts geht hervor, dass die Angestellten von Gesuchstellern teilweise übel beschimpft und bedroht werden.
Foto: keystone-sda.ch

Dass es bei der Fristeinhaltung der Bearbeitung von Baugesuchen Luft nach oben gibt, weiss das Amt für Baubewilligungen (AfB). Allerdings wird im jüngsten Geschäftsbericht etwas Neues aufgeführt. Demnach hätten die AfB-Mitarbeiter mit «unzufriedenen Gesuchstellerinnen und Gesuchstellern» zu kämpfen, «die teilweise auch nicht vor Drohungen zurückschrecken». Zunächst berichtete der «Tages-Anzeiger».

«Arsch bewegen»

«Was machst du überhaupt hier in unserem Land? Du hast mir gar nichts zu sagen!» Diese rassistische Beleidigung musste sich eine Mitarbeiterin anhören. Die wütenden Gesuchstellenden gehen sogar so weit, dass sie Drohungen an die Familien der Angestellten richten: «Ich finde schon noch raus, wo du und deine Familie wohnen!», sagte einer der Gesuchsteller.

Am Telefon seien die Personen besonders aggressiv. «Sie müssen halt mal den Arsch bewegen ... ansonsten wird es ungemütlich für Sie», drohte jemand. Im Hintergrund seien bedrohliche Geräusche einer Kettensäge zu hören gewesen.

Für die Angestellten seien solche Zwischenfälle äusserst belastend. So sehr, dass eine Person über längere Zeit krankheitsbedingt ausgefallen ist. In der betroffenen Abteilung ist die Schwere der Vorfälle spürbar. Laut AfB-Direktorin Anne-Kathleen von der Heyde seien die Mitarbeiter «teilweise angespannt».

Anzeige eingereicht

Dreimal musste sogar die Polizei eingeschaltet werden. «Im Jahr 2022 gab es drei ernsthafte Drohungen mit Beizug des Bedrohungsmanagements der Stadtpolizei, wobei in einem Fall eine Anzeige erstattet wurde», so Lucas Bally, Sprecher des Hochbaudepartements, gegenüber dem «Tages-Anzeiger». Dabei handelte es sich um ein unbewilligtes Bauwerk, das beseitigt werden musste.

Laut Bally habe es zum Glück keine physischen Übergriffe gegeben. Wie die AfB-Mitarbeiter die Drohungen aufnehmen, sei sehr unterschiedlich. Daher könne man keine Aussage darüber machen, wie viele Zwischenfälle es konkret gab.

«Drohungen durch Gesuchstellende sind absolut inakzeptabel»

Die Stadt will nun reagieren. «Drohungen durch Gesuchstellende sind absolut inakzeptabel», so die AfB-Direktorin. Als ersten Schritt schickt die Stadt alle Mitarbeiter in einen Gewaltpräventionskurs der Stadtpolizei Zürich, zudem wird ein Resilienztraining durchgeführt. So sollen die Mitarbeiter auf kritische Situationen vorbereitet werden und lernen, sich darin korrekt zu verhalten.

Über die Gründe könne man nur spekulieren. Zum einen könnte die langwierige komplizierte Verfahrensdauer hinter den Ausrastern stecken. Zum andern hätten sich schon viele Gesuchsteller über existenzielle Nöte während der Corona-Pandemie beklagt.

Die langen Fristen will das Bauamt laut von der Heyde aktiv angehen: «Es ist so, dass die entsprechenden Ordnungsfristen nicht in allen Fällen eingehalten werden können. Das ist ärgerlich, und ich verstehe den Unmut der Gesuchstellenden.» Das Amt für Baubewilligungen habe den Handlungsbedarf erkannt und mit der Umsetzung von verbessernden Massnahmen bereits begonnen. (lia)

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