Coronavirus-Verbreitung stoppen
Italien will mit Coronavirus betroffene Städte abriegeln

Die italienische Regierung will die Ausbreitung des Coronavirus im Norden des Landes stoppen und die am stärksten betroffenen Städte abriegeln. Das teilte die Regierung in Rom am Samstagabend mit. Damit werden Zehntausende in den Gebieten lebende Menschen eingesperrt.
Publiziert: 22.02.2020 um 23:21 Uhr
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Aktualisiert: 24.02.2020 um 11:21 Uhr
Italienische Touristen aus dem Coronavirus-Gebiet werden mit Lastwagen in Quarantäneunterkünfte bei Rom gebracht. (Archivbild)
Foto: CLAUDIO PERI

In Italien waren zuvor 76 Infektionen mit dem Virus Sars-CoV-2 erfasst worden, zwei Menschen sollen daran gestorben sein. Damit ist Italien das europäische Land mit den weitaus meisten erfassten Sars-CoV-2-Infizierten. In Deutschland wurden bisher 16 Fälle gemeldet, in Frankreich zwölf, darunter ein Todesfall. Aus der Schweiz ist kein Fall bekannt.

Italiens Ministerpräsident Giuseppe Conte kündigte diese Notfallmassnahme nach Krisengesprächen mit der Zivilschutzbehörde des Landes an. «Das Ziel ist es, die Gesundheit der italienischen Bevölkerung zu schützen», sagt Conte. In Italien verteilten sich die Infizierten auf die Lombardei, Venetien und die Region Piemont.

Wie kam das Coronavirus nach Italien?

Nachgewiesen wurde der Erreger demnach unter anderem bei der Frau und einer Tochter des Mannes, der mutmasslich Italiens erstes gemeldetes Covid-19-Todesopfer ist. Der italienische Zivilschutz sprach von einem zweiten Opfer, dessen Tod wohl auf die von Sars-CoV-2 verursachte Lungenerkrankung Covid-19 zurückzuführen sei. Beim ersten gemeldeten Toten handelt es sich um einen 78-Jährigen in Venetien, beim zweiten um eine Frau in der Lombardei. Der Ausbruch in der Lombardei geht auf einen 38-Jährigen zurück, der seit Mittwoch schwer erkrankt in der Klinik der Kleinstadt Codogno behandelt und tags darauf positiv auf den Erreger getestet wurde.

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Das öffentliche Leben kommt praktisch zum Stillstand

In zehn Gemeinden der Lombardei wurden Schulen und ein Grossteil der Geschäfte vorübergehend geschlossen. Rund 50'000 Einwohner sind aufgerufen, möglichst zuhause zu bleiben. Grossveranstaltungen wie Gottesdienste, Karnevalsfeste und Sportevents wurden verboten. Auch in Venetien wurden Massnahmen vorbereitet, die eine weitere Ausbreitung des Virus verhindern sollen.

Am Samstagmorgen war in Rom ein Armeeflugzeug mit 19 Italienern angekommen, die an Bord des Kreuzfahrtschiffs «Diamond Princess» in Japan für zwei Wochen unter Quarantäne gestellt worden waren. Sie werden nun in einem Militärkomplex in Rom unter Quarantäne gestellt. Unter den Passagieren der «Diamond Princess» hatte es hunderte Infizierte gegeben, zwei Japaner verstarben.

Nachbarstaaten verschärfen Massnahmen

Angesichts der Lage in Italien bereitet sich Frankreich unterdessen auf eine Ausbreitung des Coronavirus vor. Die Lage im Nachbarland werde «aufmerksam verfolgt», sagte Gesundheitsminister Olivier Véran im Gespräch mit dem «Le Parisien» (Sonntag). «Eine Epidemie? Wir bereiten uns darauf vor», wurde der Minister zitiert.

Fälle nehmen weiter zu

Auch auf der koreanischen Halbinsel spitzt sich die Lage zu: Wie die Gesundheitsbehörden am Samstag mitteilten, wurden in Südkorea binnen eines Tages 229 weitere Ansteckungen mit Sars-CoV-2 nachgewiesen. Damit stieg die Zahl erfasster Fälle auf 433. In keinem anderen Land ausserhalb Chinas, wo Covid-19 im Dezember ausgebrochen war, wurden bisher mehr Infektionen gemeldet.

In China lag die Zahl in der offiziellen Statistik erfasster Infektionen am Samstag bei gut 76'000, mehr als 2300 Menschen starben an der Lungenkrankheit. Experten gehen von einer weitaus höheren Dunkelziffer in der Volksrepublik aus. Die mit Abstand meisten Todesfälle und Infektionen werden weiter aus der besonders schwer betroffenen Provinz Hubei gemeldet, wo Covid-19 im Dezember in der Millionenstadt Wuhan ausgebrochen war. (SDA)

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