Corona ist erneut auf dem Vormarsch, die Spitäler füllen sich und die Todesfälle nehmen zu. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) meldet heute 3008 neue Corona-Infektionen. Die aktuelle Positivrate bei den getesteten Personen liegt bei 21,1 Prozent. Damit auch die zweite Welle bewältigt werden kann, braucht es ein funktionierendes Contact Tracing. Doch angesichts der vielen Fälle scheinen das BAG und einzelne Kantone überfordert. Zumindest, was folgende Beispiele angeht.
Personen die per Covid19-App in den letzten Tagen eine Risikomeldung erhalten haben, sollen für weitere Informationen eine Beratungsstelle des Bundes anrufen. Doch in vielen Fällen nimmt niemand ab. Gleich mehrere Betroffene haben sich bei BLICK gemeldet. Martina H.* (31) aus Altdorf UR erhielt am Samstag per App die Nachricht, sie habe sich womöglich vor acht Tagen mit dem Coronavirus infiziert.
Nach Quarantäne-Aufruf geht nie einer ans Telefon
Die vermeintliche Betroffene sagt dazu: «Ich habe null Symptome. Trotzdem war ich verunsichert. Mein erster Gedanke war: Hoffentlich habe ich niemanden angesteckt.» Laut App soll sie für mehr Informationen die «Infoline» anrufen. «45 Minuten war ich am Samstagabend in der Warteschleife. Nie hat jemand abgenommen.» Bis und mit Sonntag versucht sie es 8 Mal – immer ohne Erfolg.
Zur Sicherheit hat sie die letzten beiden Tage Kontakte gemieden. «Die Idee einer App ist gut», sagt sie. «Dass diese aber nicht funktioniert, ist bedenklich. Bei mir löste es nur Verunsicherung aus.» Das BAG liess eine Anfrage zum Fall unbeantwortet.
Ein weiteres Beispiel zeigt: Auch kantonal gibt es Probleme. Daniele V.* aus Zürich erhielt am Donnerstag ein positives Covid-19-Testresultat. Er versuchte mehrfach das kantonale Contact Tracing zu erreichen, damit er einen Code für die App des BAG erhält, um sich als positiv getestet zu melden. «Nebst der Isolation wollte ich einen Beitrag leisten, und die Infektionskette unterbrechen», so V.
Trotz Positivresultat das Contact Tracing nicht erreicht
Doch auch er erreicht niemanden – bis zum gestrigen Montag. «So konnte ich meinen Code für die App erst gegen Ende meiner Isolationsphase eingeben. Entsprechend ist wohl eine Nachverfolgung kaum mehr möglich.» Hinzukommt, dass kantonale Behörden Meldungen auch an falsche Personen verschicken. BLICK liegt ein Fall aus Zürich vor, bei dem ein positives Testresultat an jemand anderes ging. In Bern passierte dasselbe mit einer Quarantäne-Aufforderung.
Marcel Odermatt, Sprecher der Zürcher Gesundheitsdirektion, bestätigt die Falschmeldung. «Ja, die SMS ist echt. Solche werden zu Hunderten verschickt. Wenn eine Nummer vom Arzt oder Labor falsch geschickt oder vom Contact Tracing falsch eingegeben wurde, kann dies geschehen.» Er stellt klar: «Nach unserem Dafürhalten passiert das sehr selten. Die Personen können sich per Hotline oder E-Mail beim Contact Tracing melden.» Wenn sie denn mit ihrem Anruf durchkommen.
*Namen geändert