Alle 16 Minuten erkrankt in der Schweiz jemand neu an Alzheimer oder einer anderen Demenz. Die Krankheit breitet sich stark aus. Weltweit forschen Wissenschaftler an Heilungsmethoden für Alzheimer. Britische Forscher zeigen nun, dass Alzheimer unter bestimmten Umständen übertragbar ist.
In mindestens fünf Fällen konnte nachgewiesen werden, dass an Alzheimer erkrankte Patienten die gedächtnisraubende Krankheit von gefährlichen Eiweiss-Molekülen haben. Die Studie, die im Fachjournal «Nature Medicine» erschien, basiert auf einer kleinen Versuchspersonengruppe von acht Patienten.
Kinder nahmen fehlerhafte Proteine auf
Den betroffenen Personen wurden in der Kindheit Wachstumshormone verabreicht, die mittlerweile verboten sind. Die gefährlichen Moleküle wurden aus Leichen gewonnen. Das Ziel: das Wachstum der Kinder zu fördern. Zwischen 1958 und 1985 führten Ärzte im Vereinigten Königreich und in den USA diese Praxis durch.
Die Forschung geht davon aus, dass abnormale Ablagerungen von Proteinen in und um Nervenzellen die Ursache für Alzheimer sind. Man spricht von fehlgefalteten Amyloid-β- und Tau-Proteinen. Mit den Hormonen nahmen die Kinder damals diese fehlerhaften Proteine auf, die zu den Ablagerungen führen.
Den Wissenschaftlern eröffnete sich die Möglichkeit, die kontaminierten Hormone an Mäusen zu testen. Dabei stellten sie fest, dass diese die Produktion von Alzheimer-verursachenden Proteinen auslösten. Die Experten glauben, dass auch andere medizinische und chirurgische Verfahren das Risiko bergen, die Alzheimer-Krankheit in Form der gefährlichen Eiweiss-Moleküle zu verbreiten. Denn: Unter bestimmten Umständen überleben sie Sterilisationsmethoden bei Operationen.
Risiko ist gering
Das Risiko, dass dies passiert, sei laut dem Studienleiter John Collinge vom University College London jedoch enorm gering, wie er gegenüber der «Daily Mail» angibt. Die Risikogruppe setze sich aus Patienten zusammen, die sich bestimmten neurochirurgischen Eingriffen, Gewebetransplantationen oder Organspenden unterzogen habe. Man spreche hier also von sehr seltenen Situationen.
«Alzheimer kann man sich nicht ‹einfangen›, es ist nicht übertragbar wie eine Virus- oder Bakterieninfektion», führt der Studienleiter aus. Viele der medizinischen Praktiken, die eine Übertragung möglich machen, werden heute nicht mehr benutzt.
Gegenüber «Bild» erklärt der Alzheimer-Experte Christoph Kleinschnitz (50) ebenfalls: «Man muss keine Angst haben, sich bei einer Operation anzustecken. Die Ergebnisse der Studie sind sehr spezifisch und nicht auf die Allgemeinheit übertragbar.» Die Ergebnisse liefern aber wichtige Erkenntnisse über die Eiweiss-Ablagerungen im Gehirn. Je mehr man über die Übertragung der Proteine wisse, desto näher komme man auch einer entgegenwirkenden Behandlung.
Demenz ist ein Überbegriff für zahlreiche chronisch-fortschreitende Gehirnerkrankungen, die vor allem, aber nicht ausschliesslich, das Erinnerungsvermögen beeinträchtigen. Sie führen schleichend zum Verlust der Selbständigkeit. Heute sind über hundert solche Krankheiten bekannt, die meisten treten aber nur sehr selten auf. Die Alzheimerkrankheit ist mit über der Hälfte aller diagnostizierten Fälle die häufigste Form der Demenz, gefolgt von der vaskulären Demenz. Oft liegen Mischformen vor, besonders im höheren Alter. Das grösste Risiko, an einer Demenz zu erkranken, ist das Alter. Doch nicht jede Gedächtnisstörung ist eine beginnende Demenz. Sven Zaugg
Demenz ist ein Überbegriff für zahlreiche chronisch-fortschreitende Gehirnerkrankungen, die vor allem, aber nicht ausschliesslich, das Erinnerungsvermögen beeinträchtigen. Sie führen schleichend zum Verlust der Selbständigkeit. Heute sind über hundert solche Krankheiten bekannt, die meisten treten aber nur sehr selten auf. Die Alzheimerkrankheit ist mit über der Hälfte aller diagnostizierten Fälle die häufigste Form der Demenz, gefolgt von der vaskulären Demenz. Oft liegen Mischformen vor, besonders im höheren Alter. Das grösste Risiko, an einer Demenz zu erkranken, ist das Alter. Doch nicht jede Gedächtnisstörung ist eine beginnende Demenz. Sven Zaugg