Nach wie vor heisst es im Schwarzwald (D) Alarmstufe Rot: Seit Sonntag wird mit einem Grossaufgebot nach dem Wald-Rambo Yves Rausch (31) gefahndet. Der Einsiedler hatte am Sonntag in Oppenau (D) vier Polizisten bedroht und entwaffnet. Auch drei Tage später ist der Deutsche, der als sehr gefährlich gilt, noch auf der Flucht.
Wie die deutsche «Bild» berichtet, ist Rausch kein unbeschriebenes Blatt: 2010 wurde er zu einer Jugendstrafe von dreieinhalb Jahren verurteilt worden, da er mit einer Sportarmbrust auf eine Frau geschossen und diese schwer verletzt hat. Die Zeitung enthüllt auch ein weiteres Detail zum Fall: Vor seiner Flucht hat der Wald-Rambo ein Manifest hinterlassen.
Manifest ähnelt jenem eines US-Schwerverbrechers
Wie die Analyse des Profilers Mark Hofmann zeigt, hat das Manifest auffällige Ähnlichkeiten mit einem der berühmtesten Kriminellen Amerikas: Dem Una-Bomber Theodore Kaczynski (78)!
Der US-amerikanische Terrorist schickte 16 Briefbomben an amerikanische Universitäten und Fluglinien. Drei Menschen kamen dabei ums Leben, 23 wurden teilweise schwer verletzt. 1998 wurde Kaczynski zu lebenslanger Haft verurteilt.
Der Profiler ist sich sicher, dass die Ähnlichkeit des Manifests des Wald-Rambos mit jenem des Una-Bombers kein Zufall ist: «Dieser Fall oder die Netflix-Serie war ihm bekannt und inspirierte ihn. Stil, Inhalt und Zeichensetzung sind gerade in den ersten Sätzen fast identisch. Auch Kaczynski lebte in einer Hütte im Wald.»
«Hatte Gänsehaut, als ich Manifest gesehen habe»
Ähnlich wie der Una-Bomber kritisiert auch Yves Rausch gesellschaftliche Zustände in seinem Manifest: So schreibt der Deutsche, dass die Technik die Menschheit versklaven würde und dass Menschen in armen Ländern ausgebeutet würden. Die Menschlichkeit würde fehlen, schreibt er weiter.
«Ich hab eine Gänsehaut bekommen, als ich das Manifest zum ersten Mal gesehen habe», sagt Hofmann gegenüber der deutschen Zeitung. Trotzdem seien die Thesen von Rausch als unproblematisch einzustufen. Der Profiler sehe eher eine Gefahr darin, dass der Mann mit Gewalt gegen die Polizei oder sich selbst vorgehe.
So nimmt der Wald-Rambo in einer Passage auch Bezug auf einen Song von Herbert Grönemeyer: « ‹ Stillstand ist der Tod› , singt Herbert Grönemeyer. Tod bedeutet aber auch Leben, das ist ein Kreis. In unserer heutigen Gesellschaft flüchten wir vor ihm, ignorieren wir den Tod. Leider ignorieren wir dabei auch das Leben. Lebensfreude und Menschlichkeit bleiben auf der Strecke.»
Wald-Rambo sieht von Drohungen ab
Laut Profiler Hofmann sagt dieser Teil des Textes auch etwas über Rausch aus: «Er scheint nie besonders viel Herzlichkeit erfahren zu haben. Er bevorzugt ein Leben im Wald und sieht sich als etwas ‹Externes›, etwas das nie dazu gehört hat oder vielleicht auch nie dazu gehören sollte.»
Hofmann zufolge besteht zwischen den Manifesten des Una-Bombers und jenem des Wald-Rambos jedoch ein signifikanter Unterschied. Anders als beim Una-Bomber enthält das Werk des deutschen Waffennarren keine Drohungen.
Grosse Affinität zu Waffen
Laut Oberstaatsanwalt Herwig Schäfer habe der gesuchte Mann aus Oppenau im Schwarzwald eine «grosse Affinität zu Waffen». Man könne ihn gar als «Waffennarr» bezeichnen.
In der Schwarzwälder Gemeinde Oppenau sei der Wald-Rambo bekannt, und man nahm ihn stets als «seltsame Person» wahr. Laut dem Oberstaatsanwalt sehe sich Rausch als «Waldläufer», der sich selbstständig in der Natur zurechtfinde.
Dies unterstreicht auch die Weltanschauung, die Rausch in seinem Manifest beschreibt: «Waldläufer zu sein, bedeutet unabhängig durch die Wälder streifen können. Ein Stück Freiheit. Es bedeutet aber auch, einen Schritt zurückgehen zu können, zu verzichten.»
Laut des Manifests des Wald-Rambos unterscheidet sich zudem der «zivilisierte» Mensch vom «wilden» Mensch besonders durch die Gabe, «völlig ignorant zu sein». So würden – in der Wildnis ausgesetzt – kultivierte Menschen direkt neben einem Teich verdursten, direkt neben einem Dickicht erfrieren, direkt neben tausenden essbarer Sachen verhungern.
Seit Herbst keinen festen Wohnsitz
Laut Angaben der Ermittler gehe man davon aus, dass sich der Mann noch im Umkreis von Oppenau befinde. «Er lebt im Wald, er fühlt sich hier sicher», sagte Polizeipräsident Reinhard Renter.
Letzten Herbst habe er seine Wohnung verloren – seither lebe er ohne festen Wohnsitz. Seit einiger Zeit hauste er ohne Erlaubnis in in einer Gartenhütte. Deshalb habe der Besitzer die Polizei gerufen. (dzc)