Auch am zweiten Tag nach seiner bitteren, von US-Sendern ausgerufenen Wahlniederlage im Rennen ums Weisse Haus ging er golfen. In Amerikas Strassen tanzten Menschen und jubelten über den Machtwechsel. Doch der 45. Präsident der Vereinigten Staaten, Donald John Trump (74), hat schlechte Laune, schottet sich ab – und spielt Golf. Zwei Tage in Folge, während Amerika eine Zukunft ohne Trump in Angriff nehmen will.
Weder hat Trump seinem siegreichen Herausforderer Joe Biden (77) mit einem Anruf gratuliert, wie es nach Präsidentschaftswahlen in den USA Tradition ist. Noch kümmert er sich als weiterhin amtierender Präsident um die Brandherde im Land, allen voran um die Corona-Pandemie. Am Freitag wurden 132'797 Neuinfektionen gemeldet, ein neuer Höchststand. Das alles kümmert Trump nicht. Stattdessen twittert er weiter über die «gestohlene Wahl» und empört sich einmal mehr über die Medien.
Will Melania die Scheidung?
Wenigstens scheint die First Lady noch zu ihrem Mann zu halten. Kryptisch schreibt Melania Trump (50) auf Twitter: «Das amerikanische Volk verdient faire Wahlen. Jede legale – nicht illegale – Stimme sollte gezählt werden. Wir müssen unsere Demokratie mit vollständiger Transparenz beschützen.»
Das hört sich wie eine mildere Version von Präsident Trumps Vorwürfen an, illegale Stimmen hätten ihn den Sieg gekostet. Nicht die Worte einer einfühlsamen Frau, die an ihren Mann glaubt.
Doch Trump könnte nicht nur die Wahl verlieren, sondern auch seine Frau. Erste Medien fragen, wann sich Melania von ihrem Mann scheiden lässt. Melanias ehemalige Beraterin Stephanie Wolkoff (50) will wissen, dass die First Lady bereits einen Ehevertrag ausgehandelt hat, um sicherzustellen, dass ihr gemeinsamer Sohn Barron (14) einen gleichen Teil an Trumps Vermögen bekommt. Das berichtet die britische Sonntagszeitung «Mail on Sunday».
Mehr noch: Die Ehe der Trumps sei vorbei. Äusserlich lässt sich Melania nichts anmerken, unterstützt ihren Mann nach besten Kräften. Omarosa Manigault Newman (46), die 2017 Kommunikationsdirektorin im Weissen Haus war, ist überzeugt: «Melania zählt jede Minute, bis er aus dem Amt ist und sie sich scheiden lassen kann.»
Wie lange hält der innerste Zirkel zu Trump?
Das engste Umfeld mag noch zum Präsidenten halten, doch aus dem Weissen Haus durchsickernde Berichte sind widersprüchlich. «CNN» meldet, Schwiergersohn Jared Kushner (39) habe Trump zum Aufgeben gedrängt. Dann erfolgt das Dementi aus «informierten Kreisen» im Weissen Haus, wo sich Trump zusammen mit seinen engsten Vertrauten im West Wing einbunkert: mit Tochter Ivanka (39), ihrem Mann Jared und Top-Anwälten.
Berichten zufolge ist die Stimmung im Weissen Haus angespannt. Trump hänge dauernd am Telefon. Mitarbeiter räumen ihre Büros, suchen neue Jobs. Nur der Präsident im Oval Office und engste Vertraute versuchen noch, das Rad der Zeit aufzuhalten.
Druck auf den 45. US-Präsidenten wächst
Der Druck auf Trump wächst, seine Niederlage einzuräumen. Auch in seinen Parteireihen wächst der Unmut. Als bisher prominentester Republikaner sagte der ehemalige Präsident George W. Bush (74), die Wahl sei «grundsätzlich fair» gewesen. Mit seinem Gratulationsanruf an Biden und dessen Vize Kamala Harris (56) zog Bush einen Schlussstrich unter die Wahl.
Der Republikaner Chris Christie (58), ehemaliger Gouverneur von New Jersey und seit 20 Jahren mit Trump befreundet, drängte den Präsidenten am Sonntag in einem Interview mit dem Fernsehsender «ABC», seine Betrugsbehauptungen zu beweisen oder einen Rückzieher zu machen. «Zeig uns die Beweise», sagte Christie. «Wenn du sie uns nicht zeigen kannst, können wir nichts tun. Wir können dich nicht blind ohne Beweise unterstützen.»
Wilde Spekulationen um Trumps Zukunft
Derweil schiessen Spekulationen aus dem Boden, was Trump nach dem 20. Januar 2021 tun wird, wenn Trump Joe Biden die Schlüssel fürs Weisse Haus zu überreichen hat. Wird Trump vier Jahre Rache schwören und es 2024 als 78-Jähriger mit dem dann 81-jährigen Biden aufnehmen? Wird 2024 seine Tochter Ivanka antreten und als erste US-Präsidentin den Trump-Clan wieder zur mächtigsten Familie der Welt machen?
Wie es Trump finanziell geht, ist unklar. Als Geschäftsmann scheint er immer mehr Ausgaben als Einnahmen gehabt zu haben. Glaubt man US-Medienberichten, dann herrscht in den Trump-Kassen eher Ebbe. Zudem muss Trump nach dem Verlust der Immunität mit einer Flut von Klagen rechnen. Ein Ausweg wäre die Begnadigung durch seinen Vize Mike Pence oder gar Joe Biden.
Der 900-Pfund-Gorilla der Republikaner
Wenigstens sein Name ist nach der Präsidentschaft Gold wert. Frühere Präsidenten haben nach ihrer Amtszeit darauf verzichtet, ihren berühmten Namen als Marke in bare Münze umzusetzen. Sie sind gut bezahlte Redner und vertreten gerne noble Anliegen. Barack Obama (59) wird am 17. November zudem seine Memoiren veröffentlichen. Trump könnte diesbezüglich ganz neue Wege einschlagen. Gründet er, wie 2016 schon gemunkelt, seinen eigenen konservativen TV-Sender, als Gegenstimme zu den von ihm verhassten führenden Mainstream-Medien?
«Trump wird auf keinen Fall verschwinden», prophezeit der frühere Präsidentschaftsanwärter Mitt Romney (73). Romney sieht einen langwierigen Rechtsstreit um die Wahl und andauernden grossen Einfluss Trumps in der Partei. «Er ist der 900-Pfund-Gorilla bei den Republikanern», so Romney am Sonntag zu «CNN».
Ein 800-Pfund-Gorilla ist im Amerikanischen eine Person oder eine Organisation, die so mächtig ist, dass sie ohne Rücksicht auf die Rechte anderer oder das Gesetz handeln kann. Trump, so Romney, bringt nochmals hundert Pfund mehr auf die Waage als der Gorilla, der sich alles erlauben will.