Einreisesperren, Versammlungsverbot, geschlossene Schulen: Mit drastischen Massnahmen wird weltweit versucht, das Ausbreiten des Coronavirus zu verlangsamen. Das Social Distancing, bei dem man den Kontakt unter den Menschen reduziert, hat seinen guten Grund, wie eine aktuelle Studie aus den USA zeigt.
Führende Wissenschaftler des Institute for Disease Modeling, der Bill & Melinda Gates Foundation und des Fred Hutchinson Cancer Research Center haben sich zusammengeschlossen und aufgrund erster Erfahrungen hochgerechnet, wie sich das tödliche Coronavirus in den beiden Bezirken King und Snohomish im Bundesstaat Washington ausbreiten könnte. Washington ist mit 40 von bisher landesweit 60 Toten in den USA mit Abstand am stärksten vom Coronavirus betroffen.
Ohne Massnahmen 400 Tote
Für die Region, in der rund drei Millionen Menschen leben, haben die Forscher vier Möglichkeiten untersucht: ohne Massnahmen sowie drei Stufen von Social Distancing. Das Szenario startet am 15. Januar, als der erste Fall in der Region bekannt wurde.
Ohne Massnahmen müsste man bis 7. April laut Studie mit 25'000 Infizierten rechnen, von denen 400 sterben würden. Mit der Einführung von Massnahmen zum Social Distancing am 10. März gäbe es schon erheblich weniger Corona-Opfer. Eine Verminderung der Kontakte um 25 Prozent würde bis 7. April noch 9700 Infizierte und 160 Tote fordern. Mit einer Reduktion der Kontakte um 50 Prozent gäbe es noch 4800 Infizierte und 100 Tote, mit einer Reduktion der Kontakte um 75 Prozent noch 1700 Infizierte und 30 Tote.
Weiter hinaus als zum 7. April wagen die Forscher keine Prognose – zu ungewiss sei die Entwicklung der Seuche.
Schneechaos gegen Grippe
In ihre Berechnungen haben die Forscher unter anderem folgende weltweiten Erfahrungen miteinbezogen:
- Die Anzahl Infizierter verdoppelt sich ohne Massnahmen und ohne die Einschleppung neuer Fälle in 6,2 Tagen.
- 1,6 Prozent der Infizierten sterben.
- Der Tod tritt im Schnitt drei Wochen nach der Infizierung ein.
Die Wissenschaftler beziehen sich in ihrer Studie auch auf Erfahrungen aus 2018/19 in Seattle, als ein Schneechaos zu einem unfreiwilligen Social Distancing führte. Weil wegen der «Snowpocalypse» Schulen geschlossen werden mussten sowie Berufstätige und alte Leute zu Hause blieben, konnte sich damals die jährliche Grippe kaum verbreiten.
Auch für die Schweiz gibt es Berechnungen, welche die Wirkung von Social Distancing belegen: Schon wenn die Wachstumsrate der neuen Fälle von 25 Prozent auf 20 Prozent pro Tag verlangsamt würde, wären in einem Monat nicht rund 700'000, sondern nur rund 200'000 Menschen infiziert.
Warnung vor GAU
Die amerikanischen Wissenschaftler warnen davor, dass ohne Massnahmen von Social Distancing auf einmal eine grosse Anzahl Infizierter die Spitäler lahmlegen könnten. Auch bestehe ohne Massnahmen die Gefahr, dass medizinisches Personal infiziert und ausfallen würde. Es käme zum GAU im Gesundheitswesen!
Es gibt zurzeit nur ein wirksames Mittel, das tödliche Coronavirus zu bremsen. Der Appell der amerikanischen Wissenschaftler ist eindringlich: Haltet Abstand!
Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.
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