Es ist der Sonntag, an dem der GP von Australien nicht stattfand. Der Albert Park von Melbourne ist leer. Vereinzelt sieht man unter dem bewölkten Himmel gelangweilte Sicherheitsleute. Normal wären hier 120'000 Formel-1-Fans aufgetaucht.
BLICK-Fotograf Lukas Gorys und ich schlagen uns ins leere Medienzentrum vor. Dort, hoch über der Start-Ziel-Geraden, wo noch die letzten Container der Teams für den Flug nach Europa stehen, drehen wir für Blick TV ein Video. Eine gespenstische Atmosphäre drei Stunden vor dem einst geplanten WM-Start.
Soeben erfahren wir, dass in Mexiko der WM-Lauf der Rallye-Giganten vorzeitig wegen des weltweiten Coronavirus-Gespenstes abgebrochen wurde. Und der Franzose Ogier zum Sieger erklärt wurde.
Millionen von Menschen haben Angst
Die Vernunft wird bald die ganze Sportwelt lahmlegen. Das Jahr 2020 wird für alle Zeiten in die Geschichte eingehen.
Vor allem wir älteren Semester fragen uns in diesen turbulenten Zeiten: Wo auf dieser bereits in über 150 Ländern verseuchten Welt ist man noch sicher?
Es ist eine Frage, die momentan niemand genau beantworten kann. Es ist eine Frage, die Millionen von Menschen Angst macht.
Es war auch die Frage, mit der am Samstagabend die letzten Mitglieder des Alfa-Sauber-Teams aus Melbourne abgereist sind. Zurück in die 17'000 Kilometer entfernte Schweiz.
Lieber Boxenhalt als Gefährdung der Gesundheit
Zurück in eine 14-tägige Zwangspause, die sich die zehn Formel-1-Teams selbst verordnet hat. Wenigstens in dieser Beziehung war sich die meist zerstrittene Bande endlich mal einig gewesen. Lieber einen längeren Boxenhalt einschalten als die Gesundheit noch mehr zu gefährden.
Hier in Australien finden die Pferderennen und Cricketspiele jetzt ohne Zuschauer statt. Genau wie jene in der australischen Profi-Football-Liga, die in drei Tagen beginnen soll.
Doch bald wird auch am andern Ende der Welt dem ganzen Sport der Stecker rausgezogen. Australien hatte bis Sonntag 299 Coronavirus-Fälle mit fünf Toten.
Seidl bleibt bei Team in Australien
Was eine starke Führungspersönlichkeit ist, zeigt der Deutsche McLaren-Chef Andreas Seidl (früher bei Sauber und Porsche). Seidl bleibt in Australien, um seine 14 Mitarbeiter zu unterstützen, die noch zehn Tage lang hier in Quarantäne bleiben müssen.
Am letzten Donnerstag hatte sich einer ihrer Kollegen mit dem Virus angesteckt – und damit die Formel 1 trotz heftigem Widerstand (vor allem von Red Bull) am Ende doch noch zur Absage gezwungen!