Wenn es eine Regel gibt, die im US-Wahlkampf gilt, dann die: «It's the stock economy, stupid» – alles hängt von der wirtschaftlichen Lage ab. Über die (Wieder-)Wahl oder Abwahl eines US-Präsidenten entscheidet die Wirtschaft. Brummt sie, hat der aktuelle Amtsträger nichts zu befürchten.
Andersrum verspielte Herbert Hoover (1874–1964, Präsident von 1929 bis 1933) während der Weltwirtschaftskrise seine Glaubwürdigkeit, als er in jeder Rede betonte, dass die Vereinigten Staaten die Depression schnell überwinden würden.
Donald Trump (73) droht so ein Hoover-Moment. Der US-Präsident gibt angesichts der Krise ein jämmerliches Bild ab. Trotz der steigenden Infektionszahlen – 2170 sind es Stand Samstagmorgen – nahm Trump die Krise lange nicht ernst. Am Mittwochabend verhängte der Präsident dann in einer Hauruck-Aktion ein Einreiseverbot für Reisende aus zahlreichen europäischen Staaten, darunter auch aus der Schweiz.
Joe Biden forderte kostenlose Coronatests
Trumps sichtbare Inkompetenz verschaffte seinem möglichen Herausforderer Joe Biden (77) ein Momentum. Der trat am Donnerstag vor die Kameras, kritisierte Trumps Reisebann und forderte grossflächige, kostenlose Tests für das Coronavirus. Der Präsidentschaftsbewerber giftete zudem, es sei wichtiger, die Behandlungskapazitäten auszubauen, als den Aktienmarkt aufzublähen.
Weitere Vorschläge von Biden: die Wiederherstellung des von Trump 2018 aufgelösten Stabs für Pandemien, die Entwicklung eines Impfstoffs, die Bereitstellung von Hilfe für Arbeitslose, die Unterstützung von Kindern, die den Zugang zu kostenlosem Schulessen verlieren und die weltweite Unterstützung bei der Bekämpfung des Virus.
Coronavirus: Roche-Chef Severin Schwan über den neuen Test
Die US-Wirtschaft könnte um vier Prozent schrumpfen
Trump zog erst am Freitag nach. Er rief den nationalen Notstand aus. Dadurch machte er für die einzelnen Staaten und Kommunen den Weg zu mehr als 40 Milliarden Dollar zur Bekämpfung des Coronavirus frei.
Trumps Ankündigung von Staatshilfen gab dem US-Aktienmarkt am Freitag nach verheerenden Einbussen zwar Schwung, vom Tisch ist der Crash aber noch nicht. In den USA könnte die Wirtschaft in diesem Quartal um vier Prozent schrumpfen – der grösste Einbruch seit 2008.
Am Samstag besserte Trump noch mal nach: Er weitete das Einreiseverbot auf Grossbritannien und Irland aus und verkündete, dass er sich selbst gerade auf das Virus testen lässt. Dieser fiel negativ aus.
Trump ruft den nationalen Gebetstag aus
Das Ausmass der Krise hat Trump offenbar noch immer nicht begriffen. Weiterhin scheint er das Problem für ein von Ausländern verursachtes zu halten. Dabei ist das Problem tatsächlich, dass schlicht zu wenig getestet wurde. Immerhin das ändert sich nun. Die Amerikaner verdanken die kostenlosen Coronatests der hartnäckigen Abgeordneten Katie Porter (46). Die Demokratin überzeugte die Gesundheitsbehörde von der Massnahme.
Die US-Behörden gaben zudem dem Schweizer Pharmaunternehmen Roche grünes Licht für die Markteinführung eines neuen und schnelleren Tests. Damit könnten schon zu Wochenbeginn eine halbe Million neuer Tests zur Verfügung stehen.
Trump wiederum besinnt sich auf das, was bei den amerikanischen Wählern neben einer stabilen Wirtschaft auch noch ziehen könnte: Religion. Er will die USA offenbar gesundbeten. Den heutigen Sonntag hat er zum «nationalen Gebetstag» erklärt. «Zusammen werden wir die Oberhand gewinnen!», schrieb er auf Twitter. Sein Wort in Gottes Ohr.
Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.
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Seit Donald Trump 2016 zum 45. Präsident der Vereinigten Staaten gewählt wurde, wirbelt er die internationale Politik durcheinander. Bleiben Sie auf dem Laufenden mit allen Bildern, News & Videos aus den USA.
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