Der konkrete Plan soll dem nordkoreanischen Staatschef Kim Jong Un vorgelegt werden, der dann über das weitere Vorgehen entscheidet. Die Hwasong-12-Raketen würden 30 bis 40 Kilometer vor Guam im Meer niedergehen, zitierte die Nachrichtenagentur KCNA am Mittwochmorgen den Chef der strategischen Streitkräfte, General Kim Rak Gyom. Die Flugdistanz von knapp 3360 Kilometern könnten die Raketen binnen weniger als 18 Minuten zurücklegen. Sobald die Einsatzpläne fertiggestellt seien, entscheide Präsident Kim Jong Un über das weitere Vorgehen.
Nordkoreas Militärführung reagierte demonstrativ unbeeindruckt auf die jüngsten Äusserungen von Donald Trump. Sie sprach dem US-Präsidenten jegliches Verständnis für die «ernste Situation» ab.
Sachlicher Dialog mit Trump nicht möglich
«Sachlicher Dialog ist mit so einem Typen bar jeder Vernunft nicht möglich, nur mit absoluter Stärke ist ihm beizukommen», hiess es in einer Stellungnahme der Streitkräfte, aus der die nordkoreanische Staatsagentur zitierte.
Trump habe «wieder eine Menge Unsinn zu »Feuer und Wut« abgelassen», er erkenne offensichtlich nicht den Ernst der Lage und der jüngsten Stellungnahmen aus Pjöngjang. Dem nordkoreanischen Militär gehe das «ziemlich auf die Nerven», hiess es weiter.
Mattis warnt Führung
US-Verteidigungsminister Jim Mattis warnte derweil die Führung in Pjöngjang vor der «Vernichtung» des eigenen Volkes. Nordkorea sei den USA und ihren Verbündeten militärisch deutlich unterlegen, erklärte Mattis am Mittwoch.
Er rief die Regierung in Pjöngjang auf, ihr Programm zur Entwicklung atomarer Waffen aufzugeben und warnte nachdrücklich vor allen «Aktivitäten, die zum Ende des Regimes und zur Vernichtung seines Volkes führen würden».
Südkoreas Militär hat die nordkoreanische Führung mit ungewohnt deutlichen Worten vor einer weiteren Eskalation des Konflikts gewarnt. Sollte der Norden seine «Provokationen» nicht unterlassen, werde das kommunistische Nachbarland «die harte und resolute Vergeltung der Alliierten» zu spüren bekommen, sagte der Generalstabschef der südkoreanischen Streitkräfte, Roh Jae Cheon, am Donnerstag. Man sei darauf vorbereitet, die «Provokationen» Nordkoreas umgehend zu kontern.
Sitzung geplant
Wegen des zunehmend eskalierenden Konflikts hält Südkoreas Nationaler Sicherheitsrat am Donnerstag eine Dringlichkeitssitzung ab. Das Gremium soll um 15 Uhr (Ortszeit; 8 Uhr MESZ) zusammentreten. Das teilte ein Sprecher des Präsidialamts mit.
US-Präsident Donald Trump hatte zuvor seine bislang schärfste Warnung an die Staatsführung in Pjöngjang gerichtet. «Nordkorea sollte den USA besser nicht mehr drohen», sagte er am Dienstagabend. «Sie werden mit Feuer und Zorn getroffen, wie es die Welt noch nicht gesehen hat.»
Trumps Warnung folgte auf die Veröffentlichung eines japanischen Militärberichts, wonach Nordkorea beim Atomwaffenprogramm erhebliche Fortschritte gemacht hat und möglicherweise über Atomsprengköpfe verfügt. Nordkorea reagierte darauf mit der Drohung, mehrere Raketen auf die strategisch wichtige US-Pazifikinsel Guam abzufeuern.
Nuklearwaffen-Arsenal so stark wie nie
Zur atomaren Bewaffnung der USA hatte Trump am Mittwoch getwittert: «Mein erster Befehl als Präsident war, das nukleare Arsenal zu erneuern und zu modernisieren. Jetzt ist es weit stärker und kraftvoller als jemals zuvor.» Die «Washington Post» und zahlreiche US-Militärexperten wiesen darauf hin, dass eine Modernisierung des Arsenals binnen sechs Monaten schlicht unmöglich sei.
Chinas amtliche Nachrichtenagentur Xinhua kritisierte den verbalen Schlagabtausch zwischen den USA und Nordkorea scharf. In einem Kommentar hiess es, ohne eine «Rückkehr zur Vernunft» werde «alles noch schlimmer». Nordkorea sollte sein Atom- und Raketenprogramm einstellen, während die USA und Südkorea ihre Militärmanöver aussetzen, um an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Auch Japans Regierung rief zur Mässigung auf, richtete ihren Appell aber ausschliesslich an Pjöngjang.
Trotz Verboten des UNO-Sicherheitsrates und Warnungen aus dem Ausland hatte Nordkorea am 28. Juli eine Interkontinentalrakete getestet. Diese hatte nach Berechnungen von Experten eine theoretische Reichweite von rund 10'000 Kilometern. Nordkoreas Staatschef Kim sagte nach dem Test, das Festland der USA sei jetzt in Reichweite. Als Reaktion auf den Raketentest verhängte der UNO-Sicherheitsrat die bislang schärfsten Wirtschaftssanktionen gegen Nordkorea. (SDA/stj)
Wie gefährlich ist das Waffenarsenal von Kim Jong Un wirklich?