Als Kind wollte Mike Pence (61) Priester werden. Statt einer Gemeinde steht der Ex-Katholik aber vielleicht bald dem amerikanischen Volk vor: Ist US-Präsident Donald Trump nicht in der Lage, die Regierungsgeschäfte zu führen, ist sein Vize dran – so besagt es der 25. Zusatzartikel der Verfassung der Vereinigten Staaten. Wer ist der Mann an Trumps Seite?
«Ich bin Christ, konservativ, Republikaner – in dieser Reihenfolge», beschrieb sich Pence nach seiner Nominierung als Trumps Running Mate 2016 selbst.
Was das bedeutet, ist hinreichend bekannt. Den menschengemachten Klimawandel bestreitet die aktuelle Nummer zwei der USA. Und ginge es nach ihm, würden amerikanische Kinder in der Schule die biblische Schöpfungsgeschichte als Ersatz für die Evolutionstheorie vermittelt bekommen. Der Abtreibungsgegner ist Mitglied der Grace Evangelical Church, würde nie mit einer anderen Frau als seiner Ehefrau Karen (63) alleine essen und besucht ohne sie keine Veranstaltungen, an denen Alkohol ausgeschenkt wird.
Auslandredaktorin Fabienne Kinzelmann
Pence wollte Schwule und Lesben «heilen»
Sein Glaube hat enormen Einfluss auf seine Politik. Als er sich im Jahr 2000 für das Repräsentantenhaus bewarb, schlug er vor, die Gelder für die Aidsforschung doch lieber für Konversionstherapien für Homosexuelle einzusetzen, «die diejenigen unterstützen, die ihr Sexualverhalten ändern wollen».
Als Abgeordneter prophezeite er, die gleichgeschlechtliche Ehe würde den gesellschaftlichen Zusammenbruch mit sich bringen. Und als Gouverneur von Indiana unterzeichnete er 2015 ein Gesetz, das es Geschäftsinhabern ermöglichen sollte, etwa Schwulen, Lesben und Transpersonen Dienstleistungen aufgrund von religiösen Überzeugungen zu verweigern.
«Mike Pence ist das 24 Karat schwere Goldmodell dessen, was wir von einem evangelikalen Politiker erwarten», schwärmte ein Trump-Berater in einem Porträt von «The Atlantic» über Pence. «Ich kenne niemanden, der seine evangelikal-christliche Weltsicht konsequenter in die öffentliche Politik einbringt.»
Evangelikale lieben den Trump-Vize
Das ist auch der Hauptgrund, warum Trump den Hardliner schon zum zweiten Mal als Running Mate genommen hat. Pence hat exzellente Kontakte zu konservativen Grossspendern wie der Koch-Familie und sichert ihm die Unterstützung politisch rechtsorientierter Christen. Unter der Trump-Administration ist die Bedeutung dieser wichtigen Wählergruppe gewachsen, Evangelikale gehen im Weissen Haus ein und aus. Und ihr Einfluss wird laut einer aktuellen Analyse des Center for Security Studies (CSS) an der ETH Zürich künftig noch zunehmen.
Der loyale Trump-Unterstützer Pence bedient dieses Lager fliessend. Aufsehen erregte er etwa, als er im Oktober 2017 ein Football-Stadion verliess, als einige afroamerikanische Spieler während der Nationalhymne niederknieten, um gegen Rassismus und Polizeigewalt gegenüber Schwarzen zu protestieren. Laut einer aktuellen Umfrage glauben nur 28 Prozent der weissen Evangelikalen an systematischen Rassismus gegen Schwarze – quer über alle Lager und Altersgruppen hinweg ist es das Doppelte.
Zuletzt leitete Pence für Trump die Corona-Taskforce. In der Pandemie sehen viele Evangelikale einen Vorboten auf die Apokalypse, das Ende der Welt. Und eine Art «Weckruf», sich wieder Gott zuzuwenden.
Pence könnte für Trump einspringen
An diesem Mittwoch steht die TV-Debatte der Vizepräsidentschaftskandidaten an: Laut jüngsten Umfragen ist Pence bei den Amerikanern beliebter als Kamala Harris (55). Darauf kann er insbesondere nach der desaströsen Trump-Biden-Debatte aufbauen.
Erfolg kommt Pence' Glauben nach von oben. Sollte sein Boss rund um die US-Wahl ausfallen, folgt Pence vermutlich gerne dem Ruf Gottes. Bei den Konservativen könnte er sogar mehr punkten als Trump. Amen.
Fünf Szenarien
Am 3. November 2020 fanden in den USA die Präsidentschaftswahlen statt. Der amtierende Präsident Donald Trump konnte sein Amt nicht verteidigen. Herausforderer Joe Biden hat die Wahl für sich entschieden.
Alle aktuellen Entwicklungen zu den Wahlen und Kandidaten gibt es immer im Newsticker, und alle Artikel zum Thema finden Sie hier auf der US-Wahlen-Seite.
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