Der ehemalige Zürcher Staatsanwalt Georges Murset (72) kann sich noch sehr gut an Nicholas E.* erinnern. «Er war ein Gentleman-Einbrecher», resümiert Murset. «Nicholas E. war nie in Privatwohnungen eingedrungen. E. bevorzugte Ladengeschäfte wie Lebensmittelläden, Coiffeursalons oder Reisebüros.» Ganz Profi, habe er Wert darauf gelegt, keinen unnötigen Sachschaden anzurichten.
Murset weiter zu Blick: «Er war vorwiegend auf Bargeld aus. Nur wenn etwas herumlag, nahm er es mit.» So habe er auch mal eine Flasche Champagner, ein Schokoladentörtchen oder eine Coiffeur-Haarbürste für sein dichtes Kraushaar mitlaufen lassen.
Kindersparhefte rührte Nicholas E. nicht an
Bei einem «Bruch» fielen dem Einbrecher sechs Sparhefte im Gesamtwert von über 16'000 Franken in die Hände. Gentlemanlike liess Nicholas E. die Beute liegen, als ihm bewusst wurde, dass die Büchlein Kindern gehörten.
Der Profieinbrecher machte beim Staatsanwalt ein umfassendes Geständnis. «Bei einer Einvernahme meinte er plötzlich: ‹Jetzt könnt ihr den Bleistift spitzen, ich mache nun reinen Tisch›», erinnert sich Murset. «Dies war nicht nur so daher gesagt. Er hat tatsächlich Hunderte von Einbrüchen eingestanden.»
E. habe ein phänomenales Gedächtnis gehabt. «Er gab Fälle zu, die wir ihm nie hätten beweisen können. So konnten wir auch einige Einbruchsopfer überführen, die zu hohe Schäden gemeldet und die Versicherung betrogen hatten», schmunzelt Murset.
*Name geändert