Achtung vor dieser Masche
Betrüger zocken enttäuschte Kunden mit Swiss-Trick ab

Kriminelle suchen auf Social Media nach Personen, die sich über die Swiss beschweren. Unter dem Vorwand, sie entschädigen zu wollen, nehmen die Betrüger Kontakt zu den enttäuschten Passagieren auf. Letztlich werden die Opfer aber dazu genötigt, Geld zu überweisen.
Publiziert: 02.05.2024 um 18:28 Uhr
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Vermeintliche Swiss-Mitarbeiter melden sich in den sozialen Medien bei meckernden Kunden und versuchen, ihnen das Geld aus der Tasche zu ziehen. (Symbolbild)
Foto: Sven Thomann
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Marian NadlerRedaktor News

Kriminelle lassen sich immer neue Tricks und Täuschungen einfallen, um Schweizer Bürgerinnen und Bürger um ihr Geld zu bringen. Bei einem neuen Betrugsversuch geben sich die Verbrecher als Swiss-Mitarbeiter an und bieten Personen, die sich über Unannehmlichkeiten auf ihren Flügen beschweren, im Namen der Fluggesellschaft Rückerstattungen an. Das berichtet Watson-Journalistin Sabine Kuster, die selbst fast Opfer der Betrugsmasche geworden wäre.

Auf der Rückreise von London nach Zürich landete Kuster mehr als sechs Stunden später als geplant – inklusive Zwischenstopp in Kopenhagen. Auf die Beschwerde Kusters hin lehnte die Swiss jegliche Verantwortung ab, da die Verspätung auf Wind zurückzuführen sei. Dieser Umstand fällt nicht unter die Kriterien, die einen Anspruch auf Entschädigung begründen. Ihrem Ärger über die Verspätung und die mangelnde Kulanz machte die Journalistin auf dem Kurznachrichtendienst X Luft und markierte den Swiss-Account @FlySWISS. Der Post war das Einfallstor für die Betrüger.

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So funktioniert die Kundendienst-Masche

Es vergingen keine fünf Minuten, bis sich ein Account namens «Swiss Intl Air Lines» bei ihr entschuldigte. Auf Englisch schrieb er: «Wir entschuldigen uns für die Unannehmlichkeiten. Das ist nicht die Erfahrung, die wir mit Ihnen teilen möchten. Bitte teilen Sie uns für weitere Unterstützung Ihre Anfrage und Ihren Whatsapp-Kontakt per Direktnachricht mit.» Anschliessend meldete sich auch noch ein «Dieter Vranckx Swissair Rep». Kuster solle ihm auf X folgen. Wenn sie ihm ihre Telefonnummer mitteile, werde sie ein Agent von Swiss kontaktieren. Die Frau tappte in die Falle und gab ihre Reservierungsnummer und Handynummer an.

Und tatsächlich: Kurz darauf rief ein Mann an, der gut Englisch sprach, wenn auch mit starkem Akzent. Die Journalistin schöpfte keinen Verdacht, da auch der in London von ihr kontaktierte Kundendienst einen starken Akzent hatte. Der Mann am Telefon bat ihr eine Entschädigung in Höhe von 600 Franken an. Der Kriminelle bat sie anschliessend, die App «World Remit» auf ihrem Handy zu installieren, und sandte ihr dafür extra ein Passwort. Kuster landete auf einem Fenster mit dem Schriftzug «Geld senden». Der vermeintliche Agent forderte sie auf, den vereinbarten Betrag sowie den Ticketpreis einzugeben. Neben dem Betrag erschien aber nicht nur die Schweizer Währung, sondern auch eine kenianische. 

Angebliche Swiss-Mitarbeiter melden sich auf X

Da wurde Kuster klar, dass sie es mit Betrügern zu tun hatte. Sie weigerte sich und legte auf. Der falsche Dieter Vranckx schrieb ihr daraufhin auf X, sie möge bitte mit dem Kundenservice kooperieren. Dieter Vranckx? So heisst doch der CEO der Swiss, dachte sie sich. Kuster bemerkte, dass der «Swiss Intl Air Lines»-Account zudem nicht das offizielle Kontaktkürzel @FlySWISS trug, sondern @MD_FlySWISS. Ausserdem auffällig: Die beiden Fake-Accounts brachten es zusammen auf gerade einmal drei Follower.

Die Betrüger liessen nicht locker. Am nächsten Tag meldete sich ein «Jason Martin Swiss» unter dem Wut-Post der Journalistin. «Guten Morgen, es tut mir leid für die Unannehmlichkeiten, die aufgetreten sind. Gerne analysieren wir Ihr Problem genauer. Bitte senden Sie Ihre Whatsapp-Nummer mit vorangestellter Landesvorwahl per Direktnachricht», schrieb er.

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Swiss ist Betrugsmasche bekannt

Blitzschnell hatten die Kriminellen X durchsucht und auf die öffentliche Beschwerde reagiert. Kein Einzelfall. Das Vorgehen hat Methode. Was sagt die Swiss zur Betrugsmasche? «Unsere Social-Media-Abteilung stellt solche Betrugsversuche fast auf wöchentlicher Basis fest», sagt Mediensprecher Michael Pelzer zu Blick. «Wir leiten solche Fälle umgehend an X weiter.» Wenn sich Kunden via Social Media mit einem konkreten Anliegen melden würden und der Austausch auf einem solchen Kanal stattfinde, werde dies mittels privater Nachrichten gehandhabt. So sei die Korrespondenz mitsamt Angaben wie beispielsweise der Buchungsdaten nicht öffentlich einsehbar. «Unabhängig davon empfehlen wir, für sämtliche Anliegen unseren Kundendienst telefonisch zu kontaktieren», ergänzt Pelzer.

Laut dem Watson-Bericht sind der Kantonspolizei Zürich, die die Website cybercrimepolice.ch betreibt, ähnliche Phänomene bekannt. So waren vor allem gefälschte Flugkompensations-Angebote per Mail bekannt. Eine solche Meldung zum Entschädigungsbetrug in den sozialen Medien habe man noch nie zuvor erhalten.

Die Meldungen zu Betrug, Phishing, Spam und Hacking sind beim Bundesamt für Cybersicherheit in den vergangenen Wochen teilweise explodiert. So sind etwa Anrufe von falschen Behörden auf Rekordhoch.

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