Kann uns die stromlose Weihnachtsbeleuchtung vor Stromausfällen bewahren? Energie-Experte Mark Iten (42) sieht in einem Verzicht nur einen minimalen Gewinn für die Stromversorgung. Er sagt: «Das ist in meinen Augen Symbolpolitik. Vergleichen wir die Jahresstunden der Weihnachtsbeleuchtung etwa mit Schaufensterbeleuchtung, macht der Verzicht wenig Sinn. Wir sparen so nicht genug Strom. Die allermeisten Lämpchen sind LED und damit extrem energieeffizient.»
Ins gleiche Horn blasen Experten der Elektrizitätswerke des Kantons Zürich (EKZ), einer der wichtigsten Energieversorger der Schweiz. Der Stromverbrauch falle durch die öffentliche Weihnachtsbeleuchtung so klein aus, dass die Strommenge dafür nicht einmal bekannt sei. Sprecher Christian Schwarz sagt: «Im Kanton Zürich wird der öffentliche Weihnachtsschmuck an der Strassenbeleuchtung angehängt. Viele Gemeinden haben bereits auf LED umgerüstet, darum fällt der Verbrauch der rund 70'000 Leuchtstellen für die Strassenbeleuchtung mit 0,4 Prozent vom Gesamtverbrauch bereits kaum ins Gewicht. Die öffentliche Weihnachtsbeleuchtung ist im Vergleich dazu sehr gering.»
Symbolische Wirkung
Auch Verhaltensforscher und Dozent Manuel Grieder (42) an der ZHAW und Professor an der Fernuni Schweiz sieht nur unter bestimmten Bedingungen einen Sinn, den Stecker zu ziehen. Er sagt: «Wenn auf die Weihnachtsbeleuchtung verzichtet wird, könnte es unter Umständen die Bevölkerung motivieren, sich am Energiesparen zu beteiligen. Die Leute sehen, dass gespart wird, also motiviert es auch sie eher zu sparen. Die Weihnachtsbeleuchtung ist extrem sichtbar und visuell dominant, darum könnte gerade von ihr auch ein Effekt kommen. Aber es hätte hauptsächlich eine symbolische Wirkung.»
Umrüsten ist besser als abschalten
Als Chance sieht der Verhaltensökonom Massnahmen, die Strom sparen, ohne auf die feierliche Beleuchtung zu verzichten. «Wenn eine Stadt die Energieknappheit zum Anlass nimmt, konventionelle Beleuchtung mit LED zu ersetzen, und das gut kommuniziert, hätte das als Vorbildfunktion eine gute Wirkung. Auch als Marketing für die Stadt wäre jetzt eine solche Massnahme sehr zu empfehlen.»