William Schomburg (35) ist ein erfahrener Mitarbeiter des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK). Er wirkte bereits in Aleppo (Syrien) und ist aktuell im Gaza-Streifen. Am Freitag machte er eine besonders dramatische Erfahrung: Auf dem Gelände eines IKRK-Gebäudes nahe Rafah waren blutüberströmte Leichenteile zu finden. «Es war schrecklich», sagte Schomburg in einem Online-Gespräch, an dem Blick teilnahm.
Geschosse waren nur wenige Meter vom IKRK-Gebäude entfernt eingeschlagen. «Unser Gebäude wurde beschädigt und Hunderte von Flüchtlingen wurden aufgescheucht, die in Zelten um das Gebäude leben.» Insgsamt habe es 22 Tote und 45 Verletzte gegeben. «Es gibt Berichte über weitere Opfer», sagte Schomburg. IKRK-Mitarbeiter wurden nicht getroffen, allerdings habe es unter den Angehörigen mehrere Leichtverletzte gegeben.
Angriffe trotz Emblem des Roten Kreuzes
«Unsere humanitären Einrichtungen sind den Konfliktparteien bekannt und deutlich mit dem Emblem des Roten Kreuzes gekennzeichnet», berichtet Schomburg. «Nach dem humanitären Völkerrecht sind die Konfliktparteien verpflichtet, alle erdenklichen Vorsichtsmassnahmen zu ergreifen, um Schäden an der Zivilbevölkerung und an zivilen Objekten zu vermeiden, einschliesslich humanitärer Einrichtungen.»
Schomburg nannte keinen Schuldigen. Die israelische Armee kündigte an, den Vorfall zu prüfen. Laut einer ersten Untersuchung gab es keinen direkten Angriff auf die IKRK-Einrichtung.
Das Aussendepartement EDA teilt mit: «Die Schweiz ruft alle Konfliktparteien zur Zurückhaltung auf. Das EDA ist in ständigem Kontakt mit dem IKRK. Die Schweiz setzt sich unter anderem im Uno-Sicherheitsrat für einen sofortigen Waffenstillstand ein, der von allen Parteien eingehalten wird, und für die sofortige und bedingungslose Freilassung aller noch in Gaza festgehaltenen Geiseln.»