Seine Partei heisst «Birthday Party», sein Wahlslogan «YES», sein Berater Elon Musk. Kann man Kanye Wests Kandidatur fürs höchste Amt in den USA ernst nehmen? Zumal ihm die Idee dafür unter der Dusche kam?
Man kann nicht nur, man muss. Es geht nicht darum, dass ein egozentrischer Rapper tatsächlich seine Patschehändchen am Atomknopf haben könnte. Das haben wir schon durchgespielt: Die Wahl 2016 hat bewiesen, dass wirklich jeder ins Weisse Haus ziehen kann, wenn er reich und prominent genug ist und das Wahlmännersystem clever nutzt. Es besteht also durchaus eine kleine Chance, dass Kanye West US-Präsident wird – und Kim Kardashian First Lady. Der Kardashian-Clan im Weissen Haus wäre sicher unterhaltsam, politisch jedoch äusserst fragwürdig.
Doch um einen Sieg geht es dem Trump-Unterstützer West gar nicht. Der US-Rapper, der Trump als «Bruder» bezeichnet, will nicht gewinnen. Seine Kandidatur schafft vor allem russische Verhältnisse in der US-Politik. Auch in Russland tritt stets eine Handvoll Scheinkandidaten an. Sie machen jede ernsthafte TV-Debatte unmöglich, prügeln sich vor laufender Kamera und lassen selbst einen Machthaber wie Putin plötzlich seriös wirken.
Mit einer schrillen Kampagne zieht West in jedem Fall Aufmerksamkeit von Trump-Herausforderer Joe Biden und vielleicht auch noch Stimmen ab, etwa die von Schwarzen. Der grosse Verlierer aber ist am Ende nicht Biden – sondern der gesamte politische Prozess, der ins Lächerliche gezogen wird.