«No Drama!»
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Kommentar zur Tourismuswerbung:«No Drama!»

Über einen vielsagenden Werbespot
«No Drama!»

Schweiz Tourismus hat einen internationalen Coup gelandet: Robert De Niro und Roger Federer machen Reklame für unser Land – mit Witz, Intelligenz und Selbstironie. Der Videoclip bringt nicht nur die touristische Schweiz perfekt auf den Punkt.
Publiziert: 08.05.2021 um 00:57 Uhr
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Aktualisiert: 08.05.2021 um 20:42 Uhr
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Christian Dorer, Chefredaktor Blick-Gruppe.
Foto: Shane Wilkinson
Christian Dorer, Chefredaktor Blick-Gruppe

Die Lage im Schweizer Tourismus ist mehr als dramatisch: 40 Prozent weniger Übernachtungen als im Vorjahr, zwei Drittel weniger ausländische Gäste! Das Land erlebt die grösste Fremdenverkehrskrise seit dem Zweiten Weltkrieg.

Doch genau jetzt lanciert die Marketingorganisation Schweiz Tourismus einen witzigen, selbstironischen Videoclip. In den Hauptrollen: zwei Weltstars!

Der Plot dieses internationalen Werbecoups geht so: In seinem Zermatter Chalet will Roger Federer (39) Robert De Niro (77) per Videocall überreden, gemeinsam einen Spot über die Schweiz zu drehen – und kassiert eine Abfuhr aus dem New Yorker Apartment der Hollywoodlegende: «Die Schweiz ist schön, lieblich und traumhaft. Aber es gibt weder Drama noch Gefahr!» Das sei nichts für ihn, den Actionstar, den Spezialisten für tiefgründige Hochspannung: «Ich brauche Drama!» Die Schweiz sei «too perfect, too nice».

Dann wird der Slogan eingeblendet: «Wenn du Ferien ohne Drama brauchst, dann brauchst du Schweiz.» Klappe!

Der Clip ist schnell, intelligent, witzig, selbstironisch und bereits ein Renner auf Youtube. Er bringt die Schweiz auch jenseits des Fremdenverkehrs auf den Punkt: «No drama!» Denn es stimmt ja: Die Schweiz ist das undramatischste Land der Welt. In der Politik, in unserem Alltag, in der ganzen Gesellschaft.

Seit 1848 wurden gerade mal vier Regierungsmitglieder abgewählt. Jeder einzelne Bundesrat ist so unbedeutend, dass er ohne Bodyguards per ÖV zur Arbeit fahren kann. Weniger Drama geht nicht!

Die Schweiz kennt keine Royals, und wer sich zu wichtig nimmt, wird hier rasch auf Normalmass zurückgestutzt.

Die Züge fahren fast immer pünktlich, die Kriminalitätsziffern halten sich im Rahmen, Korruption ist nahezu unbekannt, unser Geheimdienst operiert eher bieder als heldenhaft, seit 1847 herrscht fortwährender Frieden, für jeden gibt es Sicherheit, Bildung, Medizin und – falls nötig – ein soziales Netz.

Die Schweiz liefert wenig Spektakel, schon gar keine Thrills, dafür Konsens und Konstanz, Nähe und Verlässlichkeit, aber auch Diskretion, Unaufgeregtheit und Realismus – was sich letztlich zu einer weltweit einmaligen Lebensqualität summiert.

Auch in der Pandemie bleibt die Eidgenossenschaft im Vergleich zu anderen Nationen unspektakulär – niemandem in Bern wäre ernsthaft in den Sinn gekommen, so extreme Massnahmen wie Ausgangssperren oder Kontaktverbote zu verhängen.

Der No-Drama-Werbeclip mit Federer und De Niro wird in einer globalen Kampagne ausgerollt und soll Besucher aus Europa, den USA und Asien in die Schweiz führen, sobald das wieder erlaubt ist. Damit das Drama im Schweizer Tourismus rasch ein Ende findet.

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