Wieso sich der Pflegenotstand noch verschärfen wird
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Chefredaktor Christian Dorer:Wieso sich der Pflegenotstand noch verschärfen wird

BLICKpunkt über einen lebensgefährlichen Notstand
Wer pflegt die Pfleger?

Die Schweiz muss dringend dafür sorgen, dass es mehr Betreuerinnen und Betreuer gibt. Vor allem, dass sie besser behandelt werden. Denn irgendwann braucht sie jeder von uns!
Publiziert: 20.03.2021 um 02:10 Uhr
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Aktualisiert: 16.04.2021 um 15:43 Uhr
Christian Dorer, Chefredaktor Blick-Gruppe.
Foto: Shane Wilkinson
Christian Dorer, Chefredaktor Blick-Gruppe

Erinnern Sie sich noch? Heute vor einem Jahr standen wir um 12.30 Uhr auf dem Balkon oder am Fenster – wir applaudierten den Pflegerinnen und Pflegern, unseren Heldinnen und Helden in Weiss.

Die ganze Schweiz sagte Danke, Merci, Grazie und Grazcha fich für ihren aufopfernden Einsatz in der Corona-Pandemie, für Überstunden und Extra-Schichten bis zur Erschöpfung. Dafür, dass sie unsere Erkrankten pflegen und dabei selbstlos ihre eigene Gesundheit riskieren.

BLICK hat nach einem Jahr Bilanz gezogen: Nach dem Klatschen ist nicht viel passiert – ausser, dass es noch mehr Überstunden gab.

Diese Untätigkeit ist unverständlich – und völlig inakzeptabel!

Dabei stehen nicht einmal höhere Löhne im Vordergrund. Obwohl sich die Schweiz auch die leisten kann und muss. Den Pflegerinnen und Pflegern geht es um bessere Arbeitsbedingungen, verlässliche Dienstpläne, vor allem um ausreichendes Personal, damit nicht alle ständig am Anschlag sind, damit sie die Überstunden-Berge abbauen, sich vielleicht sogar weiterbilden können. Es geht um höhere Wertschätzung, um mehr Kompetenzen beim Umgang mit Schwachen und Kranken.

Aber wenn gewisse Spitäler derart knausrig sind, dass nicht einmal das Umziehen als Arbeitszeit gilt – dann gute Nacht!

Die Situation im Gesundheitswesen wird sich nämlich auch nach der Pandemie ungebremst verschärfen: Immer mehr ältere Menschen möchten nicht in ein Heim, sondern zu Hause betreut werden. Bis 2030 fehlen 65'000 Pflegerinnen und Pfleger. Dennoch werden bereits heute zu wenige neu ausgebildet. Kein Wunder, steigt auch von denen die Hälfte vorzeitig aus – die meisten wechseln den Beruf, bevor sie 35 sind.

Immerhin tut die Politik endlich etwas: Es gibt die Pflege-Initiative und einen Gegenvorschlag des Parlaments. Beide plädieren – laut Umfragen unterstützt von einer grossen Mehrheit der Bevölkerung – für erste Verbesserungen.

Das ist auch dringend nötig, schliesslich gehören Pflegerinnen und Pfleger zu den wichtigsten Berufsleuten überhaupt!

Vielleicht werden Computerprogramme eines Tages mit dem gesammelten Wissen dieser Welt die verlässlicheren Diagnosen stellen und Roboter die präzisieren Operationen durchführen als heute die Ärztinnen und Ärzte.

Aber ganz bestimmt wollen weder Sie noch ich danach von einem Roboter gepflegt werden!

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