Es tönt mehr nach TV-Thriller aus einer Bananenrepublik denn nach Schweizer Staatsaffäre: Ein Regierungsmitglied dringt mit seiner Cessna in einen gesperrten Luftraum über Frankreich ein und wird von einem Kampfjet zur Landung gezwungen!
Eine «Privatangelegenheit», wie Bundesrat Alain Berset (50) jetzt abzuwiegeln versucht, ist es allerdings auch nicht. Sonst wäre der Zwischenfall nicht dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron (44) gemeldet worden.
Denn die Posse um den ungeschickten Hobbyflieger könnte noch immer zum Politskandal werden – falls sich herausstellt, dass Berset als Bundesrat im Gegensatz zu einem Normalbürger straffrei davonkommt.
Geschwiegen hat bisher nicht nur Berset, sondern auch die SP-Doppelspitze Mattea Meyer (34) und Cédric Wermuth (36). Seit bekannt geworden ist, dass der sozialdemokratische Vorzeigebundesrat gern Privatflugzeuge pilotiert, sind sie vielleicht am Nachdenken, ob sie allen Bürgerinnen und Bürgern mehr Freiheiten gewähren sollen.
Aktuell tun sie das Gegenteil: Ginge es nach den Sozialdemokraten, würden Flüge an sämtliche Zielorte verboten, die innert zwölf Stunden per Bahn erreichbar sind. Immer wieder fordert Bersets Partei neue Verordnungen, Vorschriften und Verbote, um das Klima zu retten und Reiche zu schröpfen …
Erst wenn die Genossen auf all diese unzähligen Vorstösse verzichten, ist ihr Privatpilot aus dem Schneider!
Solange die SP dazu nicht bereit ist, darf jedes Parteimitglied und jede Bürgerin von einem Bundesrat erwarten, dass er die Prinzipien seiner Partei nicht nur predigt, sondern auch vorlebt – schliesslich wäre Berset ohne die SP nie Bundesrat geworden.
Wer gegen Steuerhinterziehung kämpft, darf keinen einzigen Franken vor dem Fiskus verstecken. Wer Abtreibungen verbieten will, kann für sich selbst keine Ausnahme in Anspruch nehmen, ohne seine Glaubwürdigkeit zu verlieren. In den USA hat schon mancher Politiker sein Amt verloren, der gegen Homosexuelle wetterte und dann mit einem männlichen Prostituierten erwischt wurde.
Berset ahnt wohl, dass er als Vertreter einer Arbeiter- und Umweltpartei keinen Privatflieger pilotieren sollte – sonst hätte er nicht befohlen, niemandem davon zu erzählen. Und er wäre wohl auch nicht, wie der «Tages-Anzeiger» gestern berichtete, am Startflughafen jeweils unerkannt direkt in den Hangar hinein- und wieder herausgefahren.
Eine Partei kämpft gegen die Fliegerei, gegen Reiche, gegen alles Klimabelastende – und ihr Aushängeschild fliegt frisch-fröhlich in der Gegend herum?
Hallo, Alain Berset: Sie haben ein Problem! Hallo, Sozialdemokraten: Ihr habt ein noch viel grösseres Problem!