Das ist eine private Veranstaltung, damit haben wir nichts zu tun: So lautete die Reaktion der Zürcher Zünfter auf die Veröffentlichung eines Videos, das der «Tages-Anzeiger» diese Woche publik machte.
Die Aufnahme zeigte, wie sich Zunftmitglieder an einem Ball in Zürich über Schwarze und über Homosexuelle lustig machen, also, wie die selbst ernannte Elite über Menschen spottet, die regelmässig Diskriminierung erfahren – ganz nach dem Motto: Immer schön nach unten treten.
Abgesehen von der Frage, warum es Menschen gibt, die so etwas akzeptabel oder gar lustig finden, irritiert auch die Reaktion der Zünfter. Nein, Rassismus und Schwulenfeindlichkeit sind keine Privatsache – schon gar nicht an einer Veranstaltung mit mehr als 100 Gästen!
Drei Tage bis zur Verurteilung
Würden die Zünfter jemanden auf der Bühne verprügeln lassen – spasseshalber? Gäbe es auch da keine Kritik? Man will es nicht hoffen.
Im aktuellen Fall brauchten die Vertreter der Zünfte drei Tage, um den offensichtlichen Rassismus zu verurteilen. Sie taten dies auch erst, nachdem die Zürcher Stadtpräsidentin das ostentative Nichts-damit-zu-tun-haben-Wollen verurteilt hatte.
Die Zünfte sind eine Erfindung des Mittelalters. Einige ihrer Mitglieder sind offenbar dort steckengeblieben.