Heute wurde Papst Franziskus zu Grabe getragen. Was bleibt, ist seine Vision: «Fratelli tutti» – die Welt, eine grosse Familie, die Menschheit als Brüder und Schwestern, die friedlich und gerecht zusammenleben.
Man muss kein gläubiger Katholik sein, um die Botschaft des Verstorbenen anzunehmen: Nächstenliebe – oder, weniger christlich ausgedrückt: Solidarität, Fairness, Empathie. Also das, was in diesen Tagen so häufig zu kurz kommt.
Egomanische Machthaber
Wir leben im Zeitalter der Wölfe. Von sich selbst besessene Machthaber unterdrücken Andersdenkende, sie demütigen, mobben und spalten. Sie plagen Schwächere und werden bejubelt, weil sie bis anhin gültige Moralvorstellungen zertrampeln – den Kitt, der unsere Gesellschaft zusammenhält.
Es ist eine Zeit, in der Lügen die politische Vernunft verdrängen. In der rhetorische Grenzüberschreitungen zur Norm werden. Wut statt Besonnenheit. Grössenwahn statt Demut. Mauern statt Brücken.
Die Welt verabschiedet sich von Papst Franziskus – und die Wölfe sitzen unter den Trauergästen. Etwa Präsident Javier Milei, der seinen argentinischen Landsmann einst mit Schimpfwörtern belegte, die an dieser Stelle nicht zitierbar sind. Der behauptete, Franziskus besitze einen «ruchlosen Charakter» und sei «der Vertreter des Bösen auf Erden».
Botschaft der Nächstenliebe
Zugegen war auch der Leitwolf aus den USA. Über ihn sagte Franziskus: «Jemand, der Mauern anstelle von Brücken bauen will, ist kein Christ.» Donald Trump seinerseits ätzte: Die Äusserungen des Papstes seien «schändlich». Heute sass der Leitwolf neben dem Leichnam von Franziskus.
So konservativ manche Ansichten des Papstes gewesen sein mögen, an seiner Botschaft der Nächstenliebe hielt er unerschütterlich fest. Tragen wir sie weiter – und bleiben wir achtsam: Die Wölfe würden sie sich gerne zum Frass vornehmen.