Einmal im Jahr gerät das Gurtenbähnli an den Anschlag. Wenn Musikfestival ist, pilgern Tausende zum Berner Hausberg. Und weil sehr oft sehr viele gleichzeitig nach oben wollen, dehnt sich die Wartezeit vor der Talstation wie ein Liveauftritt von Patent Ochsner – fast ins Unendliche …
Eine Extremsituation also, die sich bestens für Gesellschaftsstudien eignet: Wie tickt sie denn nun, diese Jugend? Die Gratiszeitung «20 Minuten» gab in ihrem Gurtenfestival-Ticker eher den Kulturpessimisten recht. «Ultranervig» sei das Anstehen, motzten einige. Auch Selina und Melanie klagten, nachdem sie den «Güsche» schliesslich doch mit Muskelkraft erklommen hatten: «Es war megaanstrengend.» Und schlecht fürs Make-up obendrein.
Der Schweiss der Tüchtigen
Dabei ist klar: Wer kann, geht zu Fuss auf den Gurten. Immer. Das steigert die Vorfreude. Mit jedem Höhenmeter werden die Bässe lauter, das Kribbeln im Bauch spürbarer. Nach ein paar Kurven gibts traditionsgemäss den ersten Drink des Tages: ein paar Quartierkids verkaufen am Waldrand selbst gemachten Zitronensirup. Etwas weiter oben folgt das erste Bier. Hier, etwa an der Mittelstation, spielen häufig mittelalte Männer abgenudelte Rocknummern, und man bekommt einen Eindruck davon, wie man nach vier Tagen Gurtenfestival selbst aus der Wäsche gucken wird: zufrieden, aber ziemlich geschafft.
Oben angekommen dann ein spöttisches Lächeln für die Heerscharen, die aus dem Bähnli quellen – und rein ins Getümmel.
Deshalb, liebe Gen Z, gilt das alte Berner Bonmot auch fürs Gurtenfestival: «Gring abe u seckle!»