Fast genau zehn Jahre ist es her, dass eine Flüchtlings-Tragödie auf dem Mittelmeer Schockwellen durch Europa sandte. «Die Europäische Union kann nicht akzeptieren, dass Tausende an ihren Grenzen sterben», mahnte José Manuel Barroso. Der damalige EU-Kommissionspräsident war sofort nach Lampedusa gereist. In einer Halle legte er Rosen auf Särge von rund 300 Opfern. Die Tragödie sorgte für Tränen, Schlagzeilen, Titelseiten.
Und nun? Das Massensterben im Mittelmeer dauert an. Bis zu 600 Menschen sind diese Woche vor der griechischen Küste ertrunken. Junge Migranten, Frauen, Kinder – eingepfercht in den Bauch eines maroden Schiffes. Es ist das grösste Flüchtlingsdrama der letzten Jahrzehnte. Doch die Schicksale berühren die Europäer kaum noch, das Entsetzen bleibt nahezu aus. Das grosse Sterben – die grosse Gleichgültigkeit. Dabei sind es unsere Toten. Sie werden hingenommen als Kollateralschaden der Abschottungspolitik. Als Begleiterscheinung der Festung Europa.
Vor zehn Jahren reiste auch EU-Kommissarin Cecilia Malmström nach Lampedusa, trauerte vor den Särgen und sagte: «Das ist nicht das Europa, das wir wollen.»
Dann ändert es! Bekämpft die Schlepper. Helft vor Ort, damit sich Verzweifelte gar nicht erst auf den Weg machen. Und vor allem: Rettet Menschen, die hilflos auf dem Meer treiben.