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Was die Welt im Innersten zusammenhält

«Wo Leben ist, gibt es ein Muster, und wo es ein Muster gibt, ist Mathematik», sagte der Physiker John D. Barrow (1952–2020). Doch selbst wenn dem Leben naturwissenschaftliche Gesetze zugrunde liegen, es lässt sich nicht vorhersagen und bleibt zufällig.
Publiziert: 22.03.2022 um 09:57 Uhr
Den kleinsten Teilchen auf der Spur: Das Cern in Genf.
Foto: Shutterstock
ausgelesen von Dr. phil. Daniel Arnet

Die Welt scheint aus den Fugen: Corona bringt unseren Arbeitsalltag durcheinander, durch den Ukraine-Krieg ist das politische Gefüge arg in Schieflage, und die Wetterverhältnisse sind auch nicht mehr normal. Überall, wo wir hinschauen, geht das Leben nicht mehr den gewohnten Weg, scheint es neuen Regeln zu folgen – das verunsichert, macht Angst. Denn erst ein vertrauter Lauf der Dinge bestärkt uns in unserem täglichen Handeln.

«Es wäre unmöglich, sich in der Welt zurechtzufinden, wenn es keine Muster gäbe», schreibt der englische Wissenschaftsjournalist Brian Clegg (66) in seinem eben erschienenen Buch. Denn das würde bedeuten, dass wir jedes Mal, wenn wir auf ein Objekt treffen, neu lernen müssten, wie man damit umgeht. «Stattdessen konstruieren wir uns mentale Modelle der Wirklichkeit», so Clegg weiter – etwa wie wir einen Apfel zu schälen oder einen Lichtschalter zu bedienen haben.

Krankheit, Krieg und kippendem Klima zum Trotz: Chemie, Physik und Mathematik geben dem Erdengefüge eine Konstanz. In «Was die Welt zusammenhält» geht Clegg bekannten naturwissenschaftlichen Gesetzen nach und zeigt anschaulich, wie sie unser Leben bestimmen und uns in geregelten Bahnen lenken. «Unser Alltag basiert zu einem beträchtlichen Teil auf chemischen Reaktionen, vom Kochen bis zum Funktionieren unseres Körpers», so Clegg. Ein Muster stehe dabei im Zentrum der Chemie: das Periodensystem.

«Periodische Gesetzmässigkeit» nennt der Russe Dmitri Mendelejew (1834–1907) das System chemischer Elemente, das er 1869 erstmals der Weltöffentlichkeit vorstellt. «Der Aufbau der Tabelle spiegelt die zugrunde liegende Ordnung des Atomaufbaus wider», schreibt Clegg. Schon die Atomisten im antiken Griechenland wollten wissen, was die Welt im Innersten zusammenhält, und gingen von Kleinstbausteinen aus, sogenannten Atomen (griechisch: «atomos» für «unteilbar»), aus denen alles besteht.

Nähme man das Wort «Atom» wörtlich, wäre man mit dem Periodensystem bereits am Ende angelangt. Doch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts entdecken Wissenschaftler immer neue subatomare Teilchen. «Unser Wissen über Teilchen, aus denen alles um uns herum besteht, entspringt Versuchen mit Teilchenbeschleunigern und Nebelkammern», schreibt Clegg und verweist auf die grösste maschinelle Anlage der Welt am Cern in Genf, wo man 2012 auf Higgs-Teilchen stösst – eine Sensation.

Doch selbst wenn man dem Kern immer näher kommt, was daraus wird, ist zufällig. «Es gibt kein vorgefasstes Muster in der Evolution», schreibt Clegg, «sondern Evolution zeichnet sich gerade durch das Fehlen einer Gesetzmässigkeit aus». Diejenige oder derjenige, die oder der Probleme mit der Evolutionstheorie habe, fühle sich auch häufig unwohl bei der Vorstellung, dass etwas rein zufällig geschehen könne. «Das führt zu der bereits erwähnten Tatsache zurück, dass Menschen überall nach Mustern suchen, um die Welt um sich herum besser zu verstehen», so Clegg nüchtern.

Brian Clegg, «Was die Welt zusammenhält: Muster in der Natur – vom Schneckenhaus bis zur Doppelhelix», Haupt

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