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Im Schatten der Männer: 20 Philosophinnen im Fokus

Von Platon bis Precht, von Sokrates bis Sloterdijk: Männer bestimmen das Denken der Menschheit. Dabei gab es schon immer Philosophinnen, deren Gedanken genauso gewichtig sind.
Publiziert: 07.03.2021 um 11:18 Uhr
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Aktualisiert: 23.04.2021 um 15:54 Uhr
ausgelesen von Dr. phil. Daniel Arnet

Der Unterschied ist eine halbe Birne, eine Banane oder zwei Eier: Um deren jeweiliges Gewicht wiegt das Gehirn eines Mannes mehr als das einer Frau. Dass diese Differenz nichts über Intelligenz aussagt, ist längst bewiesen – sonst wäre ja der Pottwal, dessen Denkapparat sechs menschliche aufwiegt, das Genie der Welt. Und dennoch spricht man den Frauen Denkvermögen bis heute ab, bis heute gibt es viel weniger Philosophinnen (griechisch etwa für «gerne denken»).

«Ihr Vater sagte, dass Simone ‹das Hirn eines Mannes› habe und wie ein Mann dächte», steht über die Französin Simone de Beauvoir (1908–1986) im Buch «Philosophinnen», das am 8. März zum Weltfrauentag erscheint. «Er war der Meinung, dass Frauen nicht wirklich kreativ im Sinne von originell oder genial sein könnten.» De Beauvoir ist eine der 20 porträtierten Denkerinnen «von Hypatia bis Angela Davis», an welche die beiden britischen Philosophinnen Rebecca Buxton und Lisa Whiting erinnern wollen.

Mehr Sichtbarkeit für Frauen war das Ziel der in Oxford und London lehrenden Herausgeberinnen, als sie das Buchprojekt starteten und nach überaus erfolgreichem Crowdfunding letzten Herbst das englische Original «The Philosopher Queens» veröffentlichen konnten. Denn in kaum einem Philosophie-Handbuch sind Denkerinnen thematisiert, und in den 20 führenden US-Universitäten beträgt der Anteil an Philosophieprofessorinnen lediglich 22 Prozent.

Dabei forderte schon der griechische Philosoph Platon (428–348 v. Chr.) in «Der Staat» talentierte und intelligente Frauen als «Wächterinnen» an der Seite der Männer. Diese «Philosophenherrscher», wie Platon sie nennt, sollen über den Staat herrschen, eine perfekte philosophische Aufklärung bieten und Harmonie in die Stadt bringen. Platon ist es auch, der in einem seiner Dialoge eine Frau in den Mittelpunkt stellt: Diotima von Mantineia. Ihr ist das erste Porträt gewidmet.

Hat es sie überhaupt gegeben? In Platons Text erzählt Sokrates (469–399 v. Chr.) seinem männlichen Gesprächspartner bloss von den vorangegangenen Dialogen mit ihr. «Einmal sagt sie im Gespräch voller Selbstbewusstsein: ‹Natürlich habe ich recht!›, und betont damit seine Unfähigkeit, ihren Gedankengängen folgen zu können. Als er ein anderes Mal fragt: ‹Weise Diotima, ist das, was du da sagst, wirklich wahr?›, so antwortet sie ihm: ‹Das kannst du ganz sicher glauben, Sokrates.›»

Diotima bekam erst durch Männer eine Stimme, Simone de Beauvoir, die Partnerin von Jean-Paul Sartre (1905–1980), verunglimpfte man als «Notre Dame de Sartre», und Mary Anne Evans (1819–1880) musste sich das männliche Pseudonym George Eliot zulegen, um philosophische Romane wie «Middlemarch» (1871) veröffentlichen zu können. «Trotz ihrer offensichtlichen Intelligenz und ihrer bemerkenswerten Lernfähigkeit konnte Evans weder in Oxford oder Cambridge studieren», steht in «Philosophinnen».

Dieser institutionelle Ausschluss habe es mit sich gebracht, dass Frauen in der Gesellschaft Rollen vorgeschrieben wurden, die ihr Denken und ihre Freiheit auf ein Minimum beschränkten. Es ist an der Zeit, ihnen endlich mehr Platz einzuräumen.

Rebecca Buxton/Lisa Whiting: «Philosophinnen – von Hypatia bis Angela Davis: Herausragende Frauen der Philosophiegeschichte», Mairisch

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