Ich schreibe diese Kolumne auf dem Rückweg von der Konferenz unseres Europäischen Dachverbands EAZA in Helsinki. Einmal im Jahr versammeln sich deren Mitglieder für eine Woche in einem europäischen Zoo. Dieses Jahr nahmen über 800 Personen teil, von Tierpflegenden über Kuratorinnen und Kuratoren, Tierärzte bis hin zu Direktorinnen. Auch die Schweiz war mit Vertreterinnen der wissenschaftlichen Zoos Teil des Anlasses: Neben dem Zoo Zürich und unserem Zürcher Schwesternpark in Langenberg waren der Walter Zoo aus Gossau, die Tierparks aus Goldau und Bern, die Westschweizer Einrichtungen Papiliorama und Aquatis sowie der Zoo Basel vertreten.
Eine der wichtigen Aufgaben der EAZA ist die Koordination der Haltung und Zucht von oftmals bedrohten Tierarten in den europäischen Ex-situ-Zuchtprogrammen (EEP), also in Zoos. Das Jahrestreffen dient dazu, sich hier auf den neusten Stand zu bringen: Wie sehen aktuelle Forschungsprojekte oder Forschungsergebnisse aus? Was sind neugewonnene Erkenntnisse aus der Haltung? Wer soll im kommenden Jahr züchten und mit welchen Tieren?
Solche und andere Fragen werden in Sessions zu den jeweiligen Tiergruppen diskutiert bzw. kommuniziert. Und so versammeln sich zahlreiche Fachleute aus allen europäischen Ländern in Sitzungen über «Rinder & Kamele», «Singvögel», «Kleine Säugetiere» oder «grössere Neuweltaffen». Eine weitere Session gehört den Menschenaffen mit seinen vier Zuchtprogrammen für Bonobos, Gorillas, Orang-Utans und Schimpansen.
Der Zoo Zürich leitet hier die betreuende Arbeitsgruppe, die zum einen diesen Austausch koordiniert, aber auch die Arbeit der jeweiligen Zuchtprogramme über das Jahr hinweg unterstützt und kontrolliert.
Neben diesen Arbeitssitzungen gibt es zudem grosse Sitzungen zu übergeordneten Themen, in diesem Jahr besonders zu den Bereichen Tierwohl, Kommunikation und Natur- und Artenschutz. Dass das Thema Tierwohl auf der Zoojahrestagung auch auf der übergeordneten Ebene eine Rolle spielt, mag wenig überraschen.
Unser Verständnis vom Tierwohl entwickelt sich ständig. Welche Bedürfnisse der Tiere müssen wie befriedigt werden? Was sind neuste Erkenntnisse zu gesunder Ernährung und wie lässt sich das alles messen? Solche und ähnliche Fragen sind wichtig für alle Zooleute.
Ähnlich wichtig sind kommunikative Fragen. Moderne Zoos sind Zentren für Artenschutz, Bildung, Forschung und Naturschutz. Im Sinn unseres Bildungsauftrags ist es für uns wichtig, diese Arbeit auch der Gesellschaft zu kommunizieren. Das ist angesichts der medialen Informationsflut, die auf uns alle niederprasselt, eine stetig wachsende Herausforderung. Hier hilft der Austausch, auch über Kultur- und Sprachgrenzen hinweg, um von den Erfahrungen befreundeter Zoos zu profitieren.
Alle diese unterschiedlichen Inhalte haben eines zum Ziel: Zoos stetig weiterzuentwickeln und unsere Bemühungen im Natur- und Artenschutz weiter zu verstärken. Aus diesem Grund werden auch im nächsten Jahr die europäischen Zoovertreterinnen und Zoovertreter zusammenfinden. Dann zum Glück etwas näher und mit guter Zuganbindung: 2024 werden wir uns im deutschen Leipzig treffen.