Zoologisch – Direktor Severin Dressen erklärt
Allzeit bereit auch im Zoo Zürich

Severin Dressen (34) ist Direktor des Zoos Zürich und verrät, weshalb die Pfadi und der Zoo eng miteinander verknüpft sind.
Publiziert: 16.07.2022 um 11:09 Uhr
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Aktualisiert: 17.07.2022 um 10:41 Uhr
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Das Zeltdorf in der Lewa Savanne im Zoo Zürich: Eine Pfadigruppe fragte Severin Dressen beim Zoobesuch begeistert, welcher Pfadistamm hier denn übernachten würde.
Foto: Enzo Franchini
Severin Dressen

«Allzeit bereit» – der Slogan, fast schon Schlachtruf, der Pfadfinder gilt in vielerlei Hinsicht auch für uns Zoo-Menschen. Arbeiten im Zoo ist eine Passion, die die einen rund um die Uhr begleitet. Tiere wollen 365 Tage verpflegt werden. Geburten passieren häufig in der Nacht und wollen beobachtet sein. Und in der digitalen Welt möchten auch unsere Gäste rund um die Uhr informiert werden. Man ist jederzeit – allzeit – für die Höhen und Tiefen des Zoolebens bereit. So ist es passend, dass auch der Zoo Zürich und die Pfadi verbunden sind.

Nicht nur mein Vorgänger Alex Rübel, (Pfadiname «Chüngel»), auch ich und viele andere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Zoos sind durch die «Pfadischule» gegangen. Auch wenn es im deutschen Ableger der Pfadi die schöne Tradition der Pfadinamen nicht gab, hat mich das Jahrzehnt meiner aktiven Pfadizeit mit unzähligen Sommer- und Pfingstlagern enorm geprägt. Die dort gelernte Kameradschaft und das ganz Praktische – vom Orientierungssinn bis zu Feuer und Knoten machen (und lösen) – helfen mir heute noch. Die hohen Lagerbauten, Türme und Fahnenmasten, die wir damals nur mit Holz und Seil errichteten, wären heute sicherlich nicht mehr sicherheits- und unfallschutzkonform. Passiert ist nie etwas, und die Verantwortung, die einem als Jugendlichem in grosser Höhe übertragen wurde, stärkte, wie es so schön heisst, Charakter und Selbstvertrauen.

Auch der Zoo ist als Institution eng mit der Pfadi verknüpft. Unser direkter Nachbar, das Pfadihuus Zürich, ist Anlaufstelle und Ausgangspunkt für viele Pfadiaktionen im Raum Zürich. Häufig wird das Wochenende im Pfadihuus auch mit einem Besuch im Zoo verbunden, sodass Pfadihemden immer wieder im Zoo gesichtet werden. Eine Pfadigruppe, die ich in unserer Lewa Savanne traf, war begeistert, als sie unser Zeltdorf sah, und fragte mich, welcher Stamm hier denn übernachten würde. Leider musste ich sie enttäuschen, denn das Zeltdorf ist Teil unsere Bildungsarbeit. Hier kann man bei unserem Angebot «Nachtwandeln» eine Nacht im Zoo verbringen, inklusive Nachtwanderung durch den Zoo und abendlicher Geschichten am Lagerfeuer. Also doch ein bisschen «Pfadi-Feeling».

Unsere Lewa Savanne steht symbolisch für das «Lewa Wildlife Conservancy», ein Schutzgebiet in Kenia, das wir seit 20 Jahren unterstützen. Nur 100 Kilometer südlich von Lewa liegt Nyeri, die Stadt, in der Sir Baden-Powell, der Gründer der weltweiten Pfadibewegung, seinen Lebensabend verbrachte und auch starb. Von dort schrieb er seinen letzten Brief an die Pfadibewegung. Am Schluss heisst es: «Versucht, die Welt ein bisschen besser zurückzulassen, als ihr sie vorgefunden habt.» Dafür gilt es, «allzeit bereit» zu sein. Angesichts der weltweiten Umweltzerstörung und des Artensterbens ist das auch ein Leitsatz, der für unseren Zoo gilt. Durch unsere Aufgaben – Artenschutz, Bildung, Forschung und Naturschutz – versuchen wir, die Welt ein Stück weit zu retten und sie besser zu machen, als sie gestern noch war.

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