Wer der «Tatort»-Religion angehört und jeden Sonntagabend vor dem Bildschirm verbringt, hat am vergangenen Sonntag die Folge «Von Affen und Menschen» aus dem Zürcher Zoo gesehen.
In dem fiktiven Fall (Achtung Spoiler!) geht es um einen aus der Wildnis entnommenen Schimpansen, der in unseren Zoo gebracht wird und in dessen Bauch Juwelen in die Schweiz geschmuggelt werden. Dieser Fall ist aus verschiedenen Gründen für einen wissenschaftlich geführten Zoo reichlich unrealistisch. Das Ziel von modernen Zoos ist der Aufbau von Reservepopulationen in menschlicher Obhut und nicht die erneute Entnahme von Tieren aus der Natur, die die Bestände weiter schwächen würde.
Allerdings beleuchtet der Krimi, neben unserer Gier nach blinkenden Steinchen, ein zweites grosses Feld: den illegalen Handel mit Tieren, eine massive Bedrohung für die Artenvielfalt. Man schätzt, dass dieser inzwischen der viertgrösste illegale Wirtschaftszweig ist, nur getoppt von Menschenhandel, Geldwäsche und Drogenhandel.
Illegaler Wildtierhandel lässt sich grob in zwei Bereiche aufteilen: den Handel mit lebenden Tieren sowie mit Tierprodukten. Letztere sind vor allem für die traditionelle, ostasiatische Medizin von Bedeutung. Zahlreichen Tierkörperteilen wird eine heilende Wirkung fast aller Gebrechen – von Haarausfall über Impotenz bis zu Krebs – nachgesagt. Natürlich ohne jegliche wissenschaftliche Grundlage, dafür mit fatalen Folgen für Tiger, Nashorn und Co. Bei Schwarzmarktpreisen von 60’000 bis 100’000 US-Dollar pro Kilogramm Horn (ein Horn eines Nashorns wiegt 4,5 bis 6,5 Kilo) ist die Versuchung riesig, die Letzten ihrer Art zu wildern. Denn auch wenn nur ein Bruchteil vom tatsächlichen Verkaufswert bei den Jägern ankommt (der Rest landet in den Taschen der Mittelsmänner), ist das Geschäft für diese sehr lukrativ.
Wenig verwunderlich, dass zahlreiche Nationalparks, wie auch unser Partner im kenianischen Lewa, aufrüsten und gut ausgebildete, bewaffnete Ranger die Nashörner rund um die Uhr bewachen lassen. Doch wirklich effektiv sind die Schutzmechanismen nur, wenn die lokale Bevölkerung den Mehrwert der Tiere sieht und aufhört, den fremden Jägern Tipps zur Nashornjagd zu geben. Dass dies möglich ist, zeigt die Arbeit in Lewa, wo diese Kombination aus aktivem Schutz der Nashörner und Einbindung der Bevölkerung dazu geführt hat, dass seit fünf Jahren kein einziges Nashorn mehr gewildert wurde.
Auch in anderen Partnerprojekten, wie dem thailändischen Kaeng-Krachan-Nationalpark, ist es mit der gleichen Kombination gelungen, die Wilderei nach Tigern nicht nur zu stoppen, sondern sogar wieder ein Anwachsen der Tigerpopulation zu erreichen. Dies sind tolle, Mut machende Beispiele. Über den traurigen zweiten Teil der Bedrohung, verursacht durch den illegalen Handel von lebenden Tieren für die Heimtierhaltung, berichte ich in meiner nächsten Kolumne.